Kategorie Innovation & Technologie - 6. November 2015

Stöger in fahrerlosem Google-Auto: „Besser als ich gefahren wäre“


APA/BMVIT (J. Zinner)

Überrascht von der guten Sensorik und Reaktion auf Unvorhergesehenes zeigte sich Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) bei seiner ersten Fahrt mit Googles fahrerlosem Auto in Kalifornien. Auch das „abrupte Stehenbleiben“ des Pkw in bestimmten Situationen erstaunte Stöger, „aber seine Entscheidungen waren richtig und besser als ich gefahren wäre“.

Dass bereits im kommenden Jahr fahrerlose Autos wie jenes des Internetkonzerns auf Österreichs Straßen unterwegs sind, glaubt Stöger nicht, aber die Rahmenbedingungen dafür will er bis dahin schaffen, wie er nach seinem Besuch bei Google X in Mountain View erklärte, wo er auch den aus Österreich stammenden Google-Sicherheitsschef Gerhard Eschelbeck traf. Dazu hat er Ende Oktober vier Arbeitsgruppen eingesetzt, in denen Experten, Vertreter der Industrie und der Wissenschaft die Anforderungen für die rechtlichen Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Anwendungsfälle ausarbeiten sollen.

Aktionsplan bis April 2016

Bis April 2016 sollen die Ergebnisse in einem Aktionsplan zusammengefasst und auch eine erste Teststrecke für autonomes bzw. automatisiertes Fahren ausgewählt werden. Interesse dafür hätten bisher die Steiermark, Tirol und Oberösterreich angemeldet, Stöger kann sich vorstellen, auch mehrere Teststrecken zuzulassen.

Der Minister, der anlässlich des Austrian Research and Innovation Talk am 7. November in San Francisco Technologie- und Weltraumunternehmen in Kalifornien besucht, glaubt nicht, dass schon bald zahlreiche fahrerlose Autos zu kaufen sein werden, aber die Technologie bekomme durch solche Vorreiterprojekte Schwung, etwa bei den diversen Assistenzsystemen in Fahrzeugen. „Da ist es wichtig, dass wir in der Technologieentwicklung mit dabei sind“, so Stöger. Speziell im Bereich Sensorik, Software und Sicherheitstechnik gebe es Lösungen von österreichischen Unternehmen.

Dass Menschen auch Angst vor solchen selbstfahrenden Fahrzeugen haben, kann Stöger nachvollziehen, das könne man nicht wegdiskutieren und müsse man ernst nehmen. „Ich wünsche mir aber, dass man seriös die Lust an der Innovation in den Vordergrund stellt“, sagte der Minister und verwies darauf, dass von solchen Fahrzeugen nicht nur eine höhere Sicherheit, sondern auch geringerer Energieverbrauch und Lärmemissionen erwartet werden.

Auch für die Asfinag sind selbstfahrende Autos ein Thema, auch wenn Vorstand Alois Schedl überzeugt ist, dass „völlig autonomes Fahren nicht so schnell kommen wird“. Die Frage aus Sicht der Autobahngesellschaft sei, was solche Kfz brauchen und wie die Straßengesellschaft davon profitieren könne.

„Connected cars“ als erste Stufe

Als erste Stufe auf dem Weg zu selbstfahrenden Autos und derzeit viel aktueller sieht Schedl sogenannte „connected cars“, also Fahrzeuge, die klassisch gelenkt werden, aber miteinander kommunizieren und etwa vor Gefahrenstellen warnen. „Da wäre es wichtig, dass nicht nur ein BMW dem anderen erzählt, was auf der Straße los ist, sondern dass auch wir das erfahren“, um diese Informationen an alle Verkehrsteilnehmer weitergeben zu können, so Schedl.

Die Asfinag sei hierzu als einziger Infrastrukturbetreiber in einer Arbeitsgruppe von Fahrzeugherstellern in Brüssel dabei. Und es gibt ein EU-Projekt, wo auf einer Teststrecke von Rotterdam über Frankfurt nach Wien digitale Verkehrsinfrastruktur getestet werden soll und an dem die Asfinag und neun weitere österreichische Unternehmen beteiligt sind. Eine entsprechende Teststrecke dafür soll auf der Innkreisautobahn eingerichtet werden. Vorerst sollen dort Informationen über Baustellen, Verkehr, Unfälle, etc. per W-Lan übermittelt werden, später werde vielleicht 5- oder 6-G notwendig sein.

Voerst nur für Stop- and Go-Verkehr

Völlig autonomes Fahren wird nach Ansicht Schedls „zunächst einmal für Stop- and Go-Verkehr mit maximal 50 bis 60 km/h“ in Frage kommen, später werde es sicher auch schneller gehen. Entscheidend dabei sei natürlich die Verkehrssicherheit, und in diesem Zusammenhang wiederum der Mix der Autoflotte aus selbstfahrenden und klassischen Fahrzeugen und wie sich Verkehrsteilnehmer dabei verhalten.

Zu klären seien auch die diversen Standards, etwa für die Kommunikation. „Zum Beispiel ist die Mautfrequenz sehr ähnlich zu jener, mit der connected cars miteinander kommunizieren“, so der Asfinag-Chef. Für die geplante Teststrecke für autonom fahrende Autos in Österreich, die bis zum April fixiert werden soll, meldet Schedl Wünsche an: „Es wäre gut, sich auf Bereiche zu konzentrieren, wo es Stau gibt und Probleme etwa im Winter, denn es wird auch entscheidend sein, wie sich selbstfahrende Autos bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen wie Nebel oder Schnee verhalten.“