Kategorie Innovation & Technologie - 9. Februar 2018

Closer to Mars: Simulation in der Wüste

Während in Pyeongchang die olympischen Winterspiele beginnen, verausgaben sich mehr als 200 Menschen aus 25 Nationen in einer anderen internationalen Mission. Tief in der Wüste von Dhofar im Sultanat Oman begann mit dem „Landing Day“ am 8. Februar um 10.58 MEZ die zwölfte Mars-Mission des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF). Unter österreichischer Leitung werden bis Ende Februar Experimente aus den Bereichen Ingenieurstechnik, bemannte Erforschung von Planetenoberflächen, Astrobiologie, Geophysik, Geologie, Biowissenschaften und Humanwissenschaften durchgeführt, um zukünftige, bemannte Marsmissionen vorzubereiten. Und natürlich geht es darum, Begeisterung für die Erforschung des Mars weiterzugeben.

Wüste im Oman als Marsoberfläche

Ab sofort befinden sich die Beteiligten in der unwirtlichen Umgebung am südlichen Ende der arabischen Halbinsel in einer „Isolations-Phase“ und können von der simulierten Marsoberfläche, mit der „Erde“ im ÖWF-Mission-Support-Center in Innsbruck nur mehr mit zehnminütiger Verzögerung kommunizieren. Mit einem „Go“ des „Bodenpersonals“ in Innsbruck wurde diese Phase eingeläutet.

 

„Macht uns stolz während Eures Aufenthaltes am roten Planeten“, gab die Flugdirektorin Laura Zanardini in Innsbruck dem Field-Commander in der Dhofar-Wüste im Oman noch via Telefon mit. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Oman für die Teilnehmer der Mission AMADEE-18 zum Mars. Die Spannung zuvor war groß. Um 10.53 Uhr hieß es vonseiten des ÖWF-Vorstandes Alexander Soucek, dass man „kurz vor der Landung“ stehe. Diese am simulierten roten Planeten glückte vorzüglich.

Zahlreiche Experimente geplant

Die Astronauten und Wissenschafter werden genug zu tun haben. „Für den Monat in der Wüste haben wir natürlich zahlreiche Experimente geplant“, ließ Sophie Gruber vom ÖWF wissen. „Es soll schließlich nicht langweilig werden“, fügte sie schmunzelnd hinzu. Besonders stolz zeigte sie sich dabei, dass das zu beschäftigende Team am „roten Planeten“ aus so vielen verschiedenen Nationen besteht.

Ebendieses wird am „Mars“ im Oman mit dem vom ÖWF entwickelten „analogen Raumanzug“ ausgestattet sein, wie Soucek ausführte. Dieser wiege rund 50 Kilogramm und sei überaus „intelligent“, da er etwa mit W-LAN und zahlreichen Sensoren ausgerüstet ist. „Er ist ein Raumschiff zum Anziehen“, meinte er.

Warum die Wahl, nachdem man in der Vergangenheit etwa den Mars am Kaunertaler Gletscher simulierte, auf den Oman gefallen ist, lässt sich für Soucek leicht erklären: „Die geologische Beschaffenheit ist ähnlich wie am Mars.“ „Außerdem ist der Mars nicht überall gleich“, ergänzte er und erklärte damit zugleich die unterschiedlichen Orte der bisherigen und der gegenwärtigen Mission. Auch die Unterstützung des Omans hätte durchaus eine Rolle gespielt: „Der Oman will sich offenbar in der Weltraum-Szene etablieren“, konstatierte Soucek.

Wann man indes wirklich zum Mars fliegt, steht sprichwörtlich in den Sternen. „In etwa 20 bis 30 Jahren“, wünschte sich Soucek. Es komme aber auch auf den politischen Willen an. „Alleine mit Enthusiasmus kommt man nicht zum Mars“, sagt er. Selbst wenn man nicht selbst abhebt, habe man zumindest mit den Forschungen und Mars-Mission-Simulationen einen Beitrag geleistet. „Auch Columbus hatte Schiffsbauer“, stellt er fest und macht damit deutlich, dass sich auch das ÖWF gerne in dieser Schiffsbauer-Funktion sieht.

Internationale Mission

„Menschen aus gut 25 Ländern arbeiten bei dieser Mission zusammen, 16 Institutionen aus sechs Nationen nehmen teil. Unsere sechs Analog-Astronautinnen und Astronauten stammen aus fünf verschiedenen Ländern. Somit ist AMADEE-18 wohl eines der besten Beispiele dafür, wie gut internationale Zusammenarbeit funktionieren kann“, betont Reinhard Tlustos, AMADEE-18 Flight Director und ÖWF-Vorstandsmitglied, und sagt weiter, „Einer unserer wichtigsten Partner bei dieser hochkomplexen Mission ist das Oman National Steering Commitee, das uns kompetent bei der Suche nach dem geeigneten Testort unterstützt hat und die komplette Logistik der Basis-Station sowie den Transport unserer Feld-Crew dorthin zur Verfügung gestellt hat. Entscheidend für den Erfolg einer Mission dieser Größenordnung sind außerdem unsere Industriepartner, die ihre hochqualitativen Produkte zur Verfügung stellen.“

 

„Missionen wie AMADEE-18 geben auch branchenfremden Unternehmen Gelegenheit, an das Netzwerk von Raumfahrt-Betrieben anzuknüpfen“, ergänzt Rüdiger Köster, CTO T-Mobile und ergänzt, „Für T-Mobile ist es eine sehr gute Gelegenheit, unsere Produkte unter Extrembedingungen einzusetzen und mit den gewonnenen Erfahrungen unser Angebot zum Nutzen unserer Kundinnen und Kunden weiterzuentwickeln.“

In den nächsten drei Wochen werden 16 Experimente durchgeführt, Ausrüstung und Material getestet. Dabei wird die Feldcrew im Oman, dem simulierten Mars, mit 10-minütiger Verzögerung mit dem Mission Support Center auf der „Erde“ kommunizieren, um auch diesen Aspekt einer Mission zum Roten Planeten realitätsnah darzustellen.
Während der Mars Simulation können Interessierte in den zwei Expedition Outlets im Ars Electronica Center in Linz und im Planetarium Wien mehr über AMADEE-18 erfahren und die Simulation mitverfolgen. Mehr Informationen zu den Experimenten sind hier zu erfahren.

Im Anschluss an AMADEE-18 wird im Mai 2018 eine Wissenschaftskonferenz stattfinden, bei der erste Ergebnisse der Mars Analog Mission präsentiert werden.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.