16. Juli 2015

Auf dem Pluto gibt es Gebirge aus Eis – aber keine Krater

3500 Meter ragt das Gebirge aus milden Ebenen, die mit Stickstoff- und Methaneis überzogen sind, das Gebirge selbst ist es auch, aber es besteht aus einem anderen Eis, dem von Wasser, nur dieses ballt sich in den Temperaturen des Pluto – sie liegen immer weit unter 200 Grad, schwanken aber mit dem Abstand zur Sonne – stark genug zusammen. Das ist die eine Überraschung, die die ersten Daten und Bilder der Nasa-Sonde New Horizons bieten, die am Dienstag in 12.500 Kilometern am Außenposten des Sonnensystems vorbei geflogen ist, der 1930 entdeckt wurde und bis 2006 als Planet in Fachbüchern stand, seither ist er nur noch Zwergplanet.

Die eine Überraschung also ist, dass es überhaupt Wasser gibt auf dem Pluto und dass sich das so türmt; die andere sind die Ebenen, sie haben, ebenso wie das Gebirge, kaum Einschlagskrater. Aber nach bisherigem Stand ist Pluto alt, so alt wie das Sonnensystem – 4,5 Milliarden Jahren –, er müsste mit Kratern übersät sein, fast so wie unser Mond, nicht ganz, Pluto hat, wieder in Abhängigkeit vom Abstand zur Sonne, temporär eine Atmosphäre.

Wie sind die Krater verschwunden? „Viele Astronomen werden von vorn anfangen müssen“, antwortet Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder, in dem die wissenschaftlichen Fäden zusammenlaufen (Naturenews 16.7.).Könnte vielleicht innere Hitze, radioaktive, die Krater wieder eingeebnet und die Eisgebirge aufgetürmt haben? Nein, Pluto ist zu klein dafür, er könnte die Hitze nicht halten.

Hitze von innen? Nein! Von außen? Nein!

Kam also Hitze von außen bzw. von der Kollision mit Charon, der seitdem Pluto als Mond begleitet? Nein, auch die Hitze hätte sich längst davongemacht, wenn der Zusammenstoß dem Stand der Lehre folgt und in der Frühgeschichte des Sonnensystems geschah.

Kopfzerbrechen bereitet auch die Schicht aus Stickstoff- und Methaneis. Früher hielt man sie für dick, nun deutet alles darauf, dass sie auch in den Ebenen nur dünner Firnis auf mächtigem Wassereis ist. Wo kommt der Überzug her? Der Stickstoff und das Methan sublimieren ständig von Eis zu Gas und entweichen ins All, sie müssen aus der Tiefe Nachschub erhalten. Stern setzt auf Kryovulkane, die kennt man von Eismonden wie dem Saturnmond Enceladus: Aus solchen Vulkanen kocht keine Lava, aus ihnen quillt etwa Methan, das im Inneren des Himmelskörpers gefroren ist, aber partiell aufgetaut wird.

Wodurch? Durch die Gravitation des Mutterplaneten bzw. die Gezeitenkräfte. Das geht bei Enceladus, Saturn ist groß. Aber Pluto hat keinen Großen in der Gegend. Deshalb spekulieren andere, dass die geologischen Aktivitäten an der Oberfläche von Pluto – und von Charon – daher rühren, dass das Wasser mit Ammoniak gemischt ist. Oder sonst etwas Exotisches. Wie auch immer, Astronomin Nancy Chabot fasst es so zusammen: „Pluto und Charon sind primitive Himmelskörper, aktive aber auch.“