Kategorie Innovation & Technologie - 26. September 2018

Beeindruckende Serie: 100. Ariane-5-Rakete ins All gestartet

Die europäische Trägerrakete Ariane 5 hat ihren 100. Start absolviert. Mit dem Jubiläumsflug brachte eine Rakete des Modells zwei Telekommunikationssatelliten ins All, wie der Betreiber Arianespace mitteilte. „100 Starts sind ein wichtiger Meilenstein“, schrieb Firmenchef Stéphane Israël auf Twitter.

Jubiläumsflug

Europas großer Raumfahrt-Lastesel hob in der Nacht auf Mittwoch deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Die erste Ariane 5 war 1996 ebenfalls in dem französischen Überseegebiet in Südamerika gestartet. Der Erstflug endete im Desaster, die Rakete kam kurz nach dem Start vom Kurs ab und explodierte. Seitdem hat sich die Ariane 5 aber einen Ruf als sehr zuverlässige Rakete erworben.

Sie transportierte laut Arianespace bereits mehr als 200 Satelliten in den Orbit. Neben kommerziellen Aufträgen brachte die Trägerrakete etwa die spektakuläre Kometen-Sonde „Rosetta“ für die europäische Raumfahrtagentur ESA auf den Weg. Im kommenden Monat soll sie die europäisch-japanische Merkur-Mission „BepiColombo“ ins All fliegen.

Beim Jubiläumsstart waren zwei kommerzielle Satelliten an Bord, die gemeinsam 9,9 Tonnen wogen. An beiden ist der große Betreiber Intelsat beteiligt: Beim Satelliten Horizons 3e arbeitet er mit einem japanischen Unternehmen zusammen, bei Azerspace-2/Intelsat 38 mit einem Betreiber aus Aserbaidschan. Die Mission dauerte etwa 42 Minuten.

Die Ariane 5 wird von der ArianeGroup gebaut, einem Gemeinschaftsunternehmen des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran. Weil neue Konkurrenz wie das US-Unternehmen SpaceX den Wettbewerb verschärft, lässt die europäische Raumfahrtagentur ESA den Nachfolger Ariane 6 entwickeln.

Die neue Rakete, deren Oberstufe in Bremen montiert wird, soll Fracht deutlich günstiger ins All bringen. Der Erstflug ist für Mitte 2020 geplant. Die Ariane 5 wird noch einige Jahre starten, soll dann aber schrittweise abgelöst werden.

Sie ist derzeit der größte Lastenträger im Arsenal von Arianespace – die ArianeGroup-Tochter ist für Vertrieb und Betrieb der Raketen verantwortlich. Sie schickt von Kourou aus auch russische Sojus-Raketen für mittelschwere Fracht und die kleine europäische Vega ins All. Auch hier wird eine neue Version entwickelt, die Vega C soll bereits im kommenden Jahr zu ihrem Premierenflug starten.

TU Space Team leider ohne Rekord

Während ESA und Ariane Space einen Jubiläumsflug feiern durften, reichte es in der Wüste von Nevada für das TU Wien Space Team nicht, um den Studenten-Weltrekord zu brechen.

Trotz eines nahezu perfekten Starts verlief der Flug nicht reibungslos, so dass die zweistufige Rakete namens „The Hound“, mit der das „Space Team“ der Technischen Universität (TU) Wien den Rand des Weltraums erreichen wollte. In rund 13 Kilometern Höhe zündete die Oberstufe der Rakete nicht, was das Erreichen des Europarekords für Studententeams mit 32,3 Kilometern Flughöhe verhinderte.

 

Ursachensuche

Das Zünden dieser Stufe sei „immer eine Herausforderung“ und habe „schon einige andere Teams davon abgehalten, den Rekord zu brechen“, sagte Novak. Was im Fall von „The Hound“ tatsächlich die Ursache war, müsse man in den kommenden Wochen untersuchen. Vermutlich ist der weitere Vorstoß in Richtung des Randes der Atmosphäre an einer jener zahlreichen Komponenten gescheitert, die für Sicherheit sorgen sollen.

Diese Systeme verhindern dann das Auslösen, wenn etwa die Rakete nicht im vorgesehenen Winkel aufsteigt oder andere Sensorendaten nicht die gewünschten Werte liefern. „Daran ist es wahrscheinlich gelegen“, sagte Novak, der trotzdem einen gewissen „Teilerfolg“ sieht, da das Sicherheitssystem offenbar genau dann eingriffen hat, wenn es angezeigt war. „Natürlich hätten wir aber gerne den Rekord gebrochen.“

Den Ambitionen der Studenten tue der gestrige Versuch jedoch keinen Abbruch. Sie hegen bereits Pläne für nächstes Jahr: Dann will es das Team mit einer Rakete erneut versuchen, die die vier Meter lange, inklusive Treibstoff rund 28 Kilo schwere „The Hound“ nochmals überragt. Von der nun anstehenden Fehlersuche hänge ab, ob man weiter auf das bisherige Raketenkonzept setzt, sagte Novak.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.