Kategorie Innovation & Technologie - 10. Juni 2016

Vier Fragen und vier Antworten zum selbstfahrenden Auto

Das selbstfahrende Auto ist längst kein fantastischer Traum mehr, sondern wird unsere Straßen in den kommenden Jahren nach und nach erobern. Das wird enorme Auswirkungen auf das Verkehrssystem und unsere Mobilität haben. Am 8. Juni hat Verkehrsminister Jörg Leichtfried den „Aktionsplan automatisiertes Fahren“ präsentiert. Vier Fragen und vier Antworten zum Thema selbstfahrendes Auto und was uns in den kommenden Jahren erwarten wird.

Was passiert gerade in Österreich rund um das selbstfahrende Auto?

Das autonome Fahren ist derzeit eines der meistdiskutierten Mobilitätsthemen. Das bmvit hat für den Aktionsplan für automatisiertes Fahren erstmals alle am Thema Beteiligten von Forschung über Interessensvertretungen bis Verwaltung an einen Tisch geholt.

Der Aktionsplan behandelt nicht nur auf die Entwicklung von Technologien, sondern auch mögliche Auswirkungen auf das Verkehrssystem. Denn das automatisierte Fahren wirft gesellschaftliche, umweltbezogene und Sicherheitsfragen auf: Wird es weniger Verkehr geben, weil das selbstfahrende Auto Sharing-Konzepten zum Durchbruch verhilft? Oder wird es mehr Verkehr geben, weil wir viel größere Pendeldistanzen auf uns nehmen und am Weg in die Arbeit im Auto schlafen? Wer haftet, wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall hat?

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist der wirtschaftliche Faktor. Österreich hat eine starke Autozulieferindustrie. Wie können wir die neuen Entwicklungen nutzen, um österreichische Technologie international zu positionieren? In einem Gebiet ist Österreich bereits jetzt ganz vorne mit dabei: Die Breitband-Infrastruktur entlang der Autobahnen und Schnellstraßen ist schon heute darauf ausgelegt, die enormen Datenmengen zu verarbeiten, die selbstfahrende Autos untereinander und mit der Straßeninfrastruktur austauschen.

Was ist der Stand der Technik und warum braucht es Teststrecken?

Das selbstfahrende Auto wird nicht plötzlich auf unseren Straßen auftauchen. Die Entwicklung erfolgt in mehreren Stufen, sie reicht von Parkhilfen über Spuren- und Abstands-Assistenten bis zum völlig selbstständigen Auto. Manche Fahrzeughersteller bringen bereits heute Updates auf den Markt, die das Auto bis zu einem sehr weit entwickelten Grad automatisiert fahren lassen.

Um diese Funktionen in einem kontrollierten und sicheren Umfeld einzusetzen und zu testen, schafft das bmvit die Voraussetzungen. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Konzepte rund um das selbstfahrende Auto erprobt werden. Nach dem Einrichten von Teststrecken können Betreiber, Städte und Gemeinden sowie die Öffentlichkeit gleichzeitig mitlernen. Der Aktionsplan enthält die ersten Maßnahmen für die kommenden zwei bis drei Jahre.

Wie wird das selbstfahrende Auto unsere Mobilität verändern?

Automatisiertes Fahren hängt mit einigen anderen Entwicklungen zusammen, die gemeinsam große Auswirkungen auf unsere zukünftige Mobilität haben werden. Das sind zum Beispiel Carsharing, das Verschmelzen von öffentlichem und privatem Autoverkehr und Elektromobilität. Selbstfahrende Autos, die zum Beispiel per Smartphone bestellt werden können, werden neue Sharing-Konzepte ermöglichen. Nur wenn wir alle aktuellen Entwicklungen gemeinsam betrachten und beim Thema autonomes Fahren mitbedenken, können wir die neuen Technologien optimal nutzen.

 

Wie lange wird es dauern, bis wir im Alltag in selbstfahrenden Autos unterwegs sein und uns vielleicht sogar eines kaufen werden?

Gewisse automatisierte Funktionen gibt es heute schon zu kaufen. Automatisiertes Fahren entwickelt sich schrittweise und wird daher auch in fünf Stufen eingeteilt: von reinen Assistenzfunktionen bis zum vollständig selbstfahrenden Auto.

Es gibt Assistenzsysteme, die schon sehr bald auf dem Markt sein werden. Ein Autopilot kann gut bei Stau oder bei wenig Verkehr eingesetzt werden. Wichtig ist es, beim Testen nicht mit komplexen Verkehrssituationen zu beginnen.

Manche Funktionen brechen mit unseren derzeitigen Vorstellungen von Mobilität, werden in der Öffentlichkeit weniger akzeptiert und können deshalb nicht so leicht umgesetzt werden. Dies betrifft zum Beispiel den Güterverkehr mit dem Thema „Platooning“, also dem virtuellen Aneinanderkoppeln von Lieferwägen.

Damit die breite Bevölkerung solche Systeme akzeptiert, müssen sie vor ihrem Einsatz ausgiebig getestet werden. Wir sprechen von einem Zeitraum von fünf bis zehn Jahren, bevor wirklich selbstständige Fahrzeuge verfügbar sein werden.