Kategorie Innovation & Technologie - 18. Februar 2019

Dekarbonisierung: Innovationscluster beschleunigt CO2-Reduktion in der Industrie

Energieeffizienz und CO2-Einsparungen haben auch für viele österreichische Industrieunternehmen eine hohe Bedeutung, auch unter dem Eindruck der beschlossenen EU-Klimaziele für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030. Wie aber können auch energieintensive Unternehmen langfristig die CO2-Emissionen senken? Und wie können Technologien zur CO2-Reduktion in industriellen Energiesystemen gefördert, entwickelt und angewandt werden, ohne den Wirtschaftsstandort Österreich zu benachteiligen?

Der Innovationscluster NEFI (New Energy for Industry) soll sich mit Forschungen zur völligen Dekarbonisierung in Österreichs Industrie beschäftigen und dabei die Versorgung mit bis zu 100 Prozent erneuerbarer Energie an ausgewählten Standorten sowie die Wertschöpfung durch Technologieentwicklung und -export Made in Austria garantieren.

© NEFI

Eine zentrale Rolle spielt die fortschreitende Digitalisierung, die neue Möglichkeiten zur Flexibilisierung des Energiesystems und der Industrieprozesse schafft – Stichwort Sektorkopplung. NEFI setzt auf sechs Innovationsfelder und verfolgt einen systemischen Ansatz, in dem jedes Unternehmen wichtiger Teil eines integrierten Energieverbundes ist.

Die wissenschaftliche Leitung hat die steirische Montanuni Leoben, die in Kooperation mit Industrie und dem AIT Austrian Institute of Technology den Ansatz der New Energy in Österreich erforscht.

Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft

Thomas Kienberger, Leiter des Lehrstuhls für Energieverbundtechnik, sagte, was man bisher nicht gemacht habe, sei „großflächig ins Feld hinauszugehen“. Der Ablauf funktioniere über drei Finanzierungs- bzw. Projektrunden. Die Förderung beläuft sich auf rund 90 Millionen Euro, davon 45 in Form von Mitteln des Bundes, 40 Millionen von den Unternehmen und rund drei Millionen der Landesregierungen von Oberösterreich und Steiermark.

Eine solche Kooperation von Bundesländern habe sich schon bei Silicon Austria und Silicon Alps bewährt. Der Innovationsverbund aus Wirtschaft, Wissenschaft, Unternehmen und Technologieanbietern widmet sich in zehn Projekten der Forschung zur CO2-Reduktion und der Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien. In den nächsten acht Jahren werde an verschiedenen Projekten gearbeitet, Herzstück dabei sei das NEFI-Lab an der Montanuni.

© NEFI

Nachdem bereits 2018 der NEFI-Innovationsverbund mit seinen zehn Leuchtturmprojekten präsentiert wurde, wurden nun nochmals vier davon in den Fokus gerückt, deren Umsetzung kommen aus der energieintensiven und produzierenden Industrie, die derzeit einen Endenergiebedarf von rund 30 Prozent aufweist.Zu den Projekten gehören beispielsweise Oxysteel und HyStEPs. Bei ersterem wird in Kooperation mit der Breitenfeld Edelstahl AG im Mürztal versucht, wie mit einem Sauerstoffbrenner gezielt Energie eingespart und so ein Beitrag zur Stabilität der Elektrizitätsnetze geleistet werden kann. Außerdem soll unter anderem die Energieeffizienz bei der Prozesswärmeerzeugung durch Sauerstoffverbrennung festgestellt werden.

Der Leobener Montanuni-Rektor Wilfried Eichlseder betonte bei der Präsentation, dass Industrie und hier besonders die Metallurgie große Energieverbraucher seien. Es gehe hier um Prozessoptimierung und er sei überzeugt, dass man in einigen Jahren positive Ergebnisse präsentieren werde können.

Im Projekt HyStEPs, geleitet vom AIT Austrian Institute of Technology versucht man die Speicherkapazität von bestehenden Dampfspeichern um bis zu 40 Prozent zu erhöhen. Angewendet werden können die Erkenntnisse in den Industriebereichen Papierproduktion, Eisen- und Stahlerzeugung sowie im Chemie- und Nahrungsmittelbereich. Beide Projekte sind bereits im Herbst 2018 angelaufen, sie sollen im Sommer 2021 bzw. 2021 abgeschlossen sein.

NEFI-Projekte und -Standorte sind in ganz Österreich geplant. Schwerpunkt liegt in Oberösterreich und der Steiermark, © NEFI

Auch der Klima- und Energiefonds fördert – dotiert aus Mitteln des BMVIT – die Vorzeigeregion mit rund 12,2 Mio. Euro. Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Energiekosten sind eine zentrale Standortfrage. Mit NEFI begleiten wir – weltweit einzigartig – die Entwicklung neuer Technologien bis zur Demonstration und werden zeigen, dass die Dekarbonisierung von Industriebetrieben möglich ist. Damit stärken wir Österreichs Position als Technologieanbieter am globalen Markt.“

Großes Potential für heimische Forschung & Industrie

„Unsere ersten 10 NEFI-Verbund Projekte sind der Ausgangspunkt und das Grundgerüst für die notwendigen technologischen Entwicklungen in Richtung einer 100prozentigen Versorgung der Industrie aus erneuerbaren Quellen. Gemeinsame Entwicklungsarbeit mit den Industriepartnern ermöglicht eine hohe Akzeptanz und Bereitschaft zur Umsetzung“, so Wolfgang Hribernik, Verbundkoordinator NEFI und Head of Center for Energy, AIT Austrian Institute of Technology.

NEFI verfolgt einen systemischen Ansatz, der Industrie und Gewerbe aus unterschiedlichen Sparten als zentralen Teil eines integrierten Energieverbundes sieht. Technologische Innovationsfelder werden definiert, die das gesamte Energiesystem abbilden, wie etwa im Bereich der Energieeffizienz.

Innovationsminister Norbert Hofer: „Mit NEFI treten wir den Beweis an, dass die Energiewende mit Innovationen Made in Austria mach-und leistbar ist. Industrieländer wie Oberösterreich und die Steiermark eignen sich für dieses großformatige Projekt hervorragend, ist die Präsenz von Industriebetrieben doch gerade hier sehr stark ausgeprägt und die Bereitschaft, in die Energiezukunft zu investieren, ist seitens des Landes enorm ausgeprägt.“

Teil der Vorzeigeregion Energie

Mit den Vorzeigeregion Energie ist in Österreich ein großes nationales Innovationsprojekt für innovative Energietechnologien gestartet. New Energy for Industry (NEFI) ist dabei ein Schlüsselprojekt und wurde auch während der Weltklimakonferenz COP24 in Katowice einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das Ziel, mit innovativen Energietechnologien aus Österreich Musterlösungen für intelligente, sichere und leistbare Energie- und Verkehrssysteme der Zukunft zu entwickeln wird mit einem Förderbudget in der Höhe von bis zu 40 Millionen Euro pro Vorzeigeregion unterstützt.

Bei einer Gesamtlaufzeit bis 2025 werden drei thematisch unterschiedliche Vorzeigeregionen gefördert – in Summe werden 120 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, zwei weitere Ausschreibungen für Umsetzungsprojekte in diesen drei Regionen folgen. Die FTI-Initiative Vorzeigeregion Energie wird mit Instrumenten der Forschungs- und Umweltförderung durchgeführt.

Der Klima- und Energiefonds fördert die drei Regionen aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Sie wird durch Investitionen der Wirtschaft und der Bundesländer ergänzt. Insgesamt werden so über 90 Millionen Euro investiert.

Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas. Ziel ist die Demonstration zur Umstellung der österreichischen Volkswirtschaft auf ein stark Wasserstoff-basiertes Energiesystem. Dabei stehen Herstellung, Speicherung, Verteilung und Anwendung von erneuerbarem Wasserstoff in den Bereichen Energieversorgung, Industrie und Mobilität im Fokus – auch mit Hilfe von Sektorkopplung.

INFObox: Die Energiewende ist der Weg in eine Zukunft mit nachhaltigen Energiequellen hin zu einer kohlenstoffarmen Industriegesellschaft. Der Ausbau der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien, der intelligenten Netze sowie der Energiespeicher sind dabei die zentralen Handlungsfelder der Energiewende, Das BMVIT untertsützt diese Transformation auch durch die geförderten Projekte des Klima- und Energiefonds mit den Vorzeigeregion Energie, u.a.  gibt es für Österreich mit dem NEFI Innovationsverbund ein Schlüsselprojekt, welches vom Klimafonds und dem AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und OÖ Standortagentur Business Upper Austria getragen wird.