Kategorie Innovation & Technologie - 28. April 2015

Die Suche nach den Brennstoffen der Zukunft

Wien – Ein Kilogramm Pellets kann in fünf Kilowattstunden an Wärmeenergie umgewandelt werden. Mit der gleichen Energie an Strom könnte man – mit einem sparsamen LED-Fernsehapparat mit einem Verbrauch von 50 Watt pro Stunde – 100 Stunden fernsehen. Doch natürlich muss auch Energie in das frische Holz hineingesteckt werden, bis daraus das verwertbare Pellet wird. Und das ist immerhin eine ganze Kilowattstunde, also 20 Prozent der letztendlich nutzbaren Energie, die vorher aufgewendet werden muss.

Wie man diesen Umwandlungsprozess optimieren kann, ist eines der zentralen Forschungsfelder des vor zwei Jahren gegründeten Forschungsverbunds BioUp, der letzte Woche eine Tagung organisierte, bei der aktuelle Forschungsansätze in puncto Biomasse präsentiert und diskutiert wurden – wie zum Beispiel die energiesparende Herstellung von Pellets.

Bis zu 90 Prozent der Energie, die die Herstellung eines Pellets benötigt, muss für die Trocknung des frischen Holzes aufgewendet werden. Dieser Schritt ist also neben dem Rohstoff an sich der weitaus größte Kostenfaktor bei der Pelletierung.

BioUp hat den Prototyp eines Bandtrockners entwickelt – das Material läuft dabei über ein Band und wird durch erwärmte Luft getrocknet – in dem mit Parametern wie Temperatur oder Luftstrom experimentiert wird, um die Trocknung möglichst optimal ablaufen zu lassen. „Jedes Prozent, das wir herausholen, macht in der Masse viel aus“, ist Jürgen Schlapschy vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) von seiner Forschung überzeugt.

Neben dem OFI besteht BioUp aus der Holzforschung Austria (HFA) und dem Österreichischen Kachelofenverband (KOV) – alle drei sind unter dem Dachverband der Austrian Cooperative Research (ACR) vereint. BioUp entstand im Zuge des COIN-Projektes „BioUpgrade“, gefördert durch Verkehrsministerium und Wissenschaftsministerium, abgewickelt von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Effizienter arbeiten

Wie muss ein Biomassepartikel aussehen, in Form, Größe und Oberfläche, damit es im jeweiligen Einsatz das Maximum an Energie liefert? Und wie kann diese Geometrie im Herstellungsprozess am energieeffizientesten erreicht werden? – Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein weiteres Projekt von BioUp. Hier geht es um das Design der Partikel, das Produzenten helfen soll, ihre Prozesse und Anlagen nach den Ergebnissen der Forschung auszurichten.

Ein weiteres Thema, das bei der Tagung diskutiert wurde, waren Normierung und Gesetzgebung, die auch im Bereich der Biomasse eine immer stärkere Rolle spielen. Ein Stichwort ist beispielsweise das Energieeffizienzgesetz, das zukünftig Energielieferanten dazu verpflichtet, beim Endverbraucher nachweisbare Einsparungen zu bewirken. Dadurch wird auch die Biomassebranche gezwungen, immer effizienter zu arbeiten.

Aktuell ist noch fast immer Holz gemeint, wenn von Biomasse die Rede ist. Dieses steht aber nicht in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung. In Österreichs Haushalten gibt es derzeit 450.000 Kachelöfen. Jährlich verbrauchen diese je 600 bis 1000 Kilogramm Holz. Das ist nur ein Beispiel für die vielfältige Verwendung von Holz. Die Folge: Holz wird teurer und knapper. „Vor zehn, 20 Jahren war Holz noch viel billiger – schließlich war es Abfall. Heute weiß man, was man mit Holz alles machen kann, deshalb haben wir dieses Material nicht mehr im Überfluss und schauen uns auch nach Alternativen um“, sagt Wilfried Pichler von der HFA.

So eine Alternative ist etwa die Virginiamalve. Die nordamerikanische Pflanze hat aufgrund ihrer Zusammensetzung – sie enthält beispielsweise wenig Chlor – und Wachstumsgeschwindigkeit gute Voraussetzungen, sich künftig als sogenannte Energiepflanze durchzusetzen.

Laub und Klärschlamm

Andere Szenarien sind die Nutzung von Stroh oder Maisspindeln. Die Forschung darüber steht allerdings noch recht am Anfang. Weiters könnte künftig Laub als nachhaltiger Energielieferant dienen, denn dieses ist in großer Menge vorhanden und ein Material, das bis jetzt noch als Abfall gesehen wird. Eine sinnvolle Umsetzung ist allerdings auch hier noch nicht greifbar.

Eine weitere Idee zur Energieerzeugung aus nachhaltigen Materialien kommt von der Stadt Wien – sie wirbt aktuell mit dem Slogan „Scheiße sagt man nicht“ für eine sogenannte E_OS-Anlage, mit der ab dem Jahr 2020 aus dem Klärschlamm der Wiener Strom erzeugt werden soll. (Armin Fluch, DER STANDARD, 29.4.2015)