Kategorie Innovation & Technologie - 26. Juli 2018

Erfolg: 4 neue Galileo-Satelliten im All

Vier weitere Satelliten für das zivile europäische Navigationssystem Galileo wurden am 25. Juli 2018 um 13.25 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (8.25 Uhr Ortszeit) an Bord einer Ariane -5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) erfolgreich in den Orbit gebracht. Mit Tara, Samuel, Anna und Ellen, die jeweils wie ihre Vorgänger rund 715 Kilogramm schwer sind, wächst die Galileo-Flotte auf 26 Komponenten an.

Der Start von Flug VA244: Die Ariane-5-Trägerrakete mit vier Galileo-Satrelliten an Bord. © ESA/CNES/Arianespace

„Alle Satelliten umkreisen in einer Höhe von 23.222 Kilometern die Erde. Die Konstellation ist damit nahezu vollständig und kann jetzt eine fast globale Abdeckung mit Galileo-Signalen gewährleisten“, berichtet René Kleeßen, Galileo-Programm-Manager im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.

Das bedeutet praktisch, dass Nutzer Anfang 2019, wenn die jetzt gestarteten vier Satelliten im Regelbetrieb sind, ausschließlich mit Galileo-Signalen global navigieren können. Bislang war das nur in Kombination mit den militärisch kontrollierten Navigationsdiensten GPS (USA), Glonass (Russland) oder Beidou (China) möglich. Bis 2020 sollen alle Galileo-Dienste weltweit verfügbar sein.

„Am Ende bewegen sich mindestens 30 Galileo-Satelliten im Orbit und umkreisen die Erde. Zwei Bodenkontrollzentren und mehrere Empfangs- und Sendestationen garantieren die zuverlässige und hochgenaue Funktionsweise des Systems. Jeder Galileo-Satellit ist mit hochgenauen Atomuhren ausgestattet, die eine Messgenauigkeit von einem Meter und darunter ermöglichen. Um eine genaue Positionierung zu erhalten, benötigt man die Daten von mindestens vier Satelliten“, erklärt Raumfahrt-Ingenieur Kleeßen.

Die Zuverlässigkeit des weltweiten Datenempfangs steige mit Galileo an, wobei die Verfügbarkeit der Navigationssignale nach wie vor in schwer zugängigen Gebieten wie Häuserschluchten oder Bergregionen nicht hundertprozentig garantiert werden könne.

Ein Galileo-Satellit braucht für eine Erdumrundung rund 14 Stunden, weltweit gibt es alleine 17 Orte, teils mit mehreren Bodenstationen, an denen die Galileo-Signale empfangen und verarbeitet werden können – von Svalbard auf Spitzbergen bis Troll in der Antarktis, von Tahiti bis La Réunion.

Die ersten Tage im All werden die vier jüngsten Galileo-Satelliten nun vom französischen Kontrollzentrum in Toulouse gesteuert. Anschließend übernimmt das Galileo-Kontrollzentrum beim DLR im Oberpfaffenhofen bei München die Steuerung. Das in der oberbayerischen Gemeinde Weßling gelegene Zentrum kontrolliert die komplette Satellitenflotte des Galileo-Programms.

Die Thermoisolation zum Schutz der empfindlichen Bordelektronik der vier neuen Galileo-Satelliten stammt von der Wiener Weltraumfirma RUAG Space. Außerdem lieferte das Unternehmen Elektronikeinheiten für den zentralen Steuerungscomputer. Die Bauteile wurden in Österreich entwickelt und produziert.

Das Infrastrukturministerium (BMVIT), das seit 2014 auch offiziell das Weltraumministerium ist, finanziert Programme der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit und ermöglicht dadurch österreichischen Betrieben eine Teilnahme an ESA-Missionen. So stammen etwa die Treibstoffleitungen oder auch Ventile für den Flüssigantrieb der Trägerrakete Ariane-5 von heimischen Unternehmen.

Es war der 99. Flug einer Ariane-5-Trägerrakete. Der 100. steht bereits im September auf dem Programm, wenn Satelliten von Intelsat, SKY Perfect JSAT Corporation und Azercosmos ins All gebracht werden sollen. Die letzten Galileo-Satelliten – Nummer 27-30 – sollen frühestens Ende 2020 starten und werden dann bereits mit einer Ariane-6-Rakete ins All fliegen.

Entwicklung des Programms

Galileo wurde in den 1990er Jahren gegründet, als die Europäische Union die Notwendigkeit eines eigenen unabhängigen globalen Satellitennavigationssystems erkannte. Die ersten beiden Versuchssatelliten wurden in den Jahren 2005 und 2008 in die Erdumlaufbahn gebracht. Zwei operative Satelliten folgten 2011.

Galileo ist seit Dezember 2016 in Betrieb und bietet den Endnutzern präzise und sich ständig verbessernde Zeit- und Ortungsdienste. Im Jahr 2016 wurde erstmals die europäische Trägerrakete Ariane-5 eingesetzt, um vier Galileo-Satelliten gleichzeitig zu transportieren.

Weiterführende Links:

30 Jahre ESA-Austria: Zahlen, Daten & Fakten

Österreich, die Weltraumnation: 30 Jahre ESA-Mitgliedschaft

ESA-Direktor Aschbacher: „Erdbeobachtung rettet Menschenleben“

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.