31. Juli 2016

Europäisches Forum Alpbach: Die Gespräche im Überblick

Das Europäische Forum Alpbach beginnt auch heuer wieder mit der Seminarwoche (17. bis 24. August). 16 einwöchige, interdisziplinäre Seminare werden sich dabei aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven dem Generalthema „Neue Aufklärung“ widmen. Die feierliche Eröffnung des Forums und des neu erweiterten Kongresszentrums findet dann am 21. August im Rahmen der Tiroltage statt.

„Die Medizin zwischen alten Mythen und neuen Möglichkeiten“ ist das Generalthema der diesjährigen Gesundheitsgespräche (21. bis 23. August). „Heute trifft eine digital vernetzte Medizin auf ein gläsernes Individuum. Die Fähigkeit, sowohl die genetische als auch die digitale Sprache zu sprechen, eröffnet radikal neue Perspektiven im Gesundheitswesen.“ So umrissen die Organisatoren die Ansatzpunkte. Zu den Gesundheitsgesprächen in Alpbach finden sich jährlich Gesundheitspolitiker, Pharmavertreter und Standesvertreter der am Gesundheitswesen beteiligten Berufe ein.

Gerade in Alpbach könnte schon das Plenum am Tag der Eröffnung für Diskussionen sorgen: „Das Beste für das Individuum – das Wesentliche für alle“. Es geht um die Umsetzung modernster molekularbiologischer Erkenntnisse für die Allgemeinheit und die personalisierte Medizin auf der anderen Seite. Leroy Hood, einer der Begründer der Systembiologie (Seattle), ist hier beispielsweise Vortragender, genauso wie Calum Mackellar, Wissenschafter am Scottish Council on Human Bioethics.

Breakout-Sessions und Diskussionsveranstaltungen von Partnerorganisationen prägen die Alpbacher Gesundheitsgespräche danach an zwei Tagen. Dabei geht es beispielsweise um den Status des Impfwesens in Österreich genauso wie um Diabetes oder Gesundheit und Migration sowie um die Betreuung von Drogenabhängigen.

Von Bürgerwissenschaft zu Herausforderungen der Flüchtlingsbewegung

Einen breiten Themen-Mix bieten auch die Hochschulgespräche (24. August). An einem Tag reicht das Spektrum von Bürgerwissenschaft über die Suche der US-Ökonomin Mariana Mazzucato nach einer neuen Theorie zur Schaffung von Wohlstand bis hin zu den Chancen und Herausforderungen der Flüchtlingsbewegung für die Hochschulen und dem Spannungsverhältnis von Universitätsautonomie und Theologien.

Beim Gipfeltreffen der heimischen Forschungs- und Technologie-Szene, den Technologiegesprächen (25. bis 27. August), stehen dann Themen wie Cyber-Security, Industrie 4.0 und Open Innovation im Mittelpunkt, auch ein Medizin-Schwerpunkt findet sich im Programm. Beim „Falling Walls Lab Austria“ können sich junge Talente aus Österreich mit der Präsentation ihrer Forschungsprojekte und Geschäftsideen für das Finale in Berlin qualifizieren. Und erstmals treten neun Studententeams gegeneinander an, um beim „Innovations-Marathon“ in 24 Stunden Lösungen für die ihnen gestellten Aufgaben zu finden.

Zeitgleich finden heuer die Rechtsgespräche und die Politischen Gespräche (28. bis 30. August) statt. Die Rechtsgespräche stehen unter dem Motto „Das Recht zwischen Vernunft und Zeitgeist“. Großer inhaltlicher Schwerpunkt ist das Thema Menschenrechte, dem sowohl Podiumsdiskussionen – etwa zu „Menschenrechten auf der Flucht“ – als auch Breakout-Sessions und ein Runder Tisch gewidmet sind. Weitere Veranstaltungen befassen sich unter anderem mit dem „Familienbild im Recht“ und der „Rationalität des Strafens“.

Belastungsprobe für die EU

Die Politischen Gespräche konzentrieren sich heuer auf die EU. „Freiheit, Solidarität und Menschenrechte – tragende Säulen der Europäischen Union – erleben eine Belastungsprobe“, schreiben die Veranstalter im Programm. Thematische Schwerpunkte sind beispielsweise die globale Strategie der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, die Zukunft der Demokratie sowie „Digitalisierung und Politik“. Über „Osteuropäische Staaten und ihre Beziehungen zu EU und Russland“ diskutieren am 29. August unter anderen Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und sein ukrainischer Amtskollege Pawlo Klimkin. Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) nimmt an einer Breakout-Session zur Umsetzung der UNO-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in Europa teil.

Die diesjährigen Wirtschafts- und Finanzmarktgespräche (30. August bis 1. September bzw. 1. und 2. September) beschäftigen sich mit der Frage, ob die klassischen Wirtschaftsmodelle ausgedient haben und wir vor einer ökonomischen Zeitenwende stehen. Konstatiert wird, dass die herkömmliche Wirtschaftspolitik viele durch Digitalisierung, Kulturwandel und Migration aufgeworfene Fragen nicht mehr beantworten kann. Wissenschafter, Experten und Unternehmer begeben sich auf die Spur der Wirtschaft von morgen. Gesucht werden zündende Ideen, die diese Fragen anpacken.

Diskutiert wird auch über den Euro und seine Funktion als Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel und Reservewährung. Daneben setzen sich die Experten mit der fortschreitende Digitalisierung der Finanzbranche und den Auswirkungen der niedrigen Zinsen auseinander.

Als Teilnehmer erwartet werden EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ebenso wie die Präsidenten von Wirtschaftskammer (WKÖ) und Gewerkschaftsbund (ÖGB), Christoph Leitl und Erich Foglar, sowie Wirtschaftsforscher aus Deutschland und Österreich. Heimische Großkonzerne werden ebenfalls vertreten sein. Bei den Finanzgesprächen von Donnerstagnachmittag bis Freitagabend diskutieren unter anderen Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller und der Chef der RLB Oberösterreich, Heinrich Schaller.