Kategorie Innovation & Technologie - 10. Dezember 2018

Exzellenzforschung für Österreich durch die BMVIT-Stiftungsprofessuren

Neue Professuren vorgestellt – BMVIT investiert sechs Millionen Euro in zweite Ausschreibungsrunde der Stiftungsprofessuren.

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) setzt Maßstäbe mit Exzellenzforschung in und für Österreich. Weltweit führende Wissenschaftler aus den Bereichen Industrie 4.0, Fertigungstechnik, Data Science und Transportlogistik konnten so für österreichische Universitäten gewonnen werden.

Die sechs ProfessorInnen, die eine vom BMVIT geförderte Stiftungsprofessur angetreten haben. Von links nach rechts: Tung Pham (Uni Innsbruck), Ronald Schnitzer (Montanuniversität Leoben), Sebastian Schlund (TU Wien), Cristina Olaverri (TU Linz), Mathias Bšhm (TU Graz), Sergio Amancio (TU Graz). © BMVIT

Mit der Förderung von Stiftungsprofessuren reagiert das BMVIT auf aktuelle Anforderungen der Industrie und die Nachfrage der Wirtschaft. In bisher insgesamt drei Ausschreibungsrunden konnten österreichweit bereits acht Stiftungsprofessuren eingerichtet werden. Sechs Professorinnen und Professoren sind nun bereits an die in den Ausschreibungen erfolgreichen Universitäten berufen worden.

Das BMVIT hat 2014 mit der Förderung von Stiftungsprofessuren begonnen. In der ersten Ausschreibungsrunde gab es zwei Professuren: für den Hochleistungswerkstoff Stahl an der Montanuni Leoben und für Advanced Manufacturing an der Uni Innsbruck. In der zweiten Runde wurden heuer die vier 2018 vorgestellten Professuren besetzt. Eine dritte Runde für zwei Professuren für Digitalisierung und Automatisierung im Verkehrs- und Mobilitätssystem sowie für Innovative Luftfahrttechnologien läuft derzeit.

Die StiftungsprofessorInnen im Videoportrait

Die Stiftungsprofessuren der 2. Ausschreibung werden vom BMVIT mit 6 Millionen Euro gefördert, wobei das Ministerium die Hälfte der Kosten übernimmt, die andere Hälfte der Förderung von Industrie, Wirtschaft und den jeweiligen Universitäten aufgebracht wird.

„Wirtschaft und Industrie profitieren somit langfristig deutlich von den neuen Stiftungsprofessuren: die Universitäten adressieren wichtige und relevante Themenfelder und gehen auf die Nachfrage der Wirtschaft nach hervorragend ausgebildeten Expertinnen und Experten sowie Kooperationspartnern ein“, unterstrich Bundesminister Norbert Hofer den doppelten Nutzen der Stiftungsprofessuren.

Insgesamt investiert das Ministerium jährlich rund 500 Millionen Euro in industrienahe Forschung und Entwicklung. Mario Steyer, der die Stiftungsprofessuren für das BMVIT betreut, bezeichnet die Initiative als wichtigen Brückenschlag: „Wir errichten eine Verbindung zwischen Universitäten und Unternehmen mit doppeltem Nutzen: Spitzen-Wissenschaftler forschen in den für die Industrie strategisch wichtigen Feldern und bilden gleichzeitig höchstqualifizierte Arbeitskräfte aus.“

Die Professuren im Detail

Produktion 4.0

An der TU Wien wurde eine Stiftungsprofessur zum Thema Produktion eingerichtet. BMVIT-Stiftungsprofessor Sebastian Schlund arbeitet seit Juni letzten Jahres im Bereich Cyber Physical Production and Assembly Systems mit Fokus auf die Forschung und Entwicklung der Interoperabilität von Technologie, Mensch und Organisation. Zuvor war er als Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart tätig.

 

Seit seiner Berufung konnte er erfolgreich ein Team aufbauen, das zurzeit aus 5 Personen besteht, und seine Forschungsthemen in engem Austausch mit Industrie und Wirtschaft weiter vorantreiben. Als Unternehmenspartner unterstützen die Professur BRP-Powertrain GmbH & Co KG, FACC AG, Infineon Technologies Austria AG und Siemens AG Österreich.

Innovative Werkstoffe für die Luftfahrt

An der TU Graz beschäftigt sich Sergio Amancio mit innovativen Werkstoffen und Fertigungstechniken speziell für den Bereich Luftfahrt. Der gebürtige Brasilianer promovierte an der TU Hamburg und besetzt seit März dieses Jahres die BMVIT Stiftungsprofessur Luftfahrt.

 

Sein Team und seine Themen sind aktuell im Aufbau begriffen. Als Finanzierungspartner stehen ihm namhafte heimische Unternehmen zur Seite, nämlich Böhler Edelstahl GmbH & Co KG, Böhler Schmiedetechnik GmbH & Co KG, Diamond Aircraft Industries GmbH, Fuchshofer GmbH, TCM International, Tool Consulting & Management GmbH, voestalpine Edelstahl GmbH.

Mobilität und Transportlogistik

Stiftungsprofessorin Cristina Olaverri hat mit Anfang September 2018 ihre neue Stelle an der Johannes-Kepler-Universität Linz angetreten. Sie arbeitet in den Themenbereichen Mobilität und Transportlogistik und wird sich dabei auch intensiv mit dem neuen Forschungsbereich Physical Internet im Zusammenhang mit der nachhaltigen Reorganisation der Transportlogistik und Gütermobilität in Ballungszentren zur Erzielung positiver ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Effekte beschäftigen.

© Cristina Olaverri

Die gebürtige Spanierin promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und bringt viel Erfahrung, u.a. von der TU München oder dem Austrian Institute of Technology, mit. Als Finanzierungspartner sind das Logistikum der FH Oberösterreich, DB Schenker, Österreichische Post AG, Hödlmayr International AG und Pfeiffer HandelsgmbH mit an Bord.

Data Science & Big Data Management

Eine zweite Stiftungsprofessur der TU Graz ist im Thema IKT angesiedelt, genauer im Bereich Data Science und Big Data Management. Mit Matthias Böhm konnte ein ausgewiesener Experte gewonnen werden, der ebenfalls mit Anfang September 2018 seine Professur angetreten hat und seine Expertise von IBM Research aus den USA mitbringt.

 

An der TU Graz wird er sich auf Big Data Management und Integration mit Ausrichtung auf Smart Production Anwendungen konzentrieren. Mitgetragen wird die Professur von AVL LIST GmbH, Infineon Technologies Austria AG, Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG & Magna Automotive Europe GmbH und der voestalpine Stahl Donawitz GmbH.

Technische Textilien

Bereits seit April 2016 ist Tung Pham Professor für Textile Verbundwerkstoffe und Technische Textilien an der Universität Innsbruck und ebenfalls Inhaber einer vom BMVIT geförderten Stiftungsprofessur. Textilien sind inzwischen zu einer Schlüsseltechnologie für den Leichtbau von Fahrzeugen und Flugzeugen geworden. So ist zum Beispiel der Fensterrahmen des Airbus 380 aus Carbon-Fasern gestickt. Auch die Karosserie des Elektroautos BMW i3 besteht zu 90 Prozent aus Textilien. Am Lehrstuhl für Textile Verbundwerkstoffe-Technische Textilien an der Universität Innsbruck werden deshalb neue Herstellungstechniken erforscht.

 

„Das größte Potential liegt in der Kombination der textilen Technologien mit neuartigen Materialkonzepten. Wir werden dazu beitragen, neue Märkte und Anwendungsfelder für Textilien und textile Verbundwerkstoffe zu erschließen“, so BMVIT-Stiftungsprofessor Pham. „Die Stiftungsprofessur schafft für uns die Voraussetzung, die Textil-Technologie der Zukunft zu entwickeln und unsere Marktführerposition weiter auszubauen“, erklärt Günter Grabher, als Inhaber der Grabher Group einer der Unternehmenspartner. Etwa die Hälfte der Wertschöpfung im Textilbereich wird in Vorarlberg bereits heute mit technischen Textilien erwirtschaftet.

Stahldesign

Ebenfalls bereits 2016 berufen, ist Ronald Schnitzer ein BMVIT-Stiftungsprofessor. Im Bereich Stahldesign forschen er und sein Team an der Montanuniversität Leoben. Stahl ist nach wie vor der bedeutendste Konstruktionswerkstoff weltweit. „Unser Ziel ist es, neue Hochleistungsstähle zu entwickeln. Das soll durch einen integrativen Ansatz mit neuen Legierungskonzepten und mit energieeffizienter Produktion gelingen“, erläutert Professor Schnitzer, der die BMVIT-Stiftungsprofessur für Stahldesign an der Montanuniversität Leoben inne hat.

 

Anwendungen für die Automobilindustrie, den Energiesektor und das Verkehrs- und Transportwesen stehen dabei im Fokus. So wird zum Beispiel hochfester, aber leichter Stahl in die A- oder B-Säulen von Autos eingebaut. Diese verformen sich bei einem Aufprall so, dass die Insassen besser geschützt sind. Als Partner für die Professur konnte die voestalpine gewonnen werden. „Mit dem neuen Lehrstuhl für Stahldesign wird ab sofort an den High-Tech-Lösungen der nächsten fünf bis zehn Jahre geforscht.  Ermöglicht wird diese Professur auch durch voestalpine. „Sie trägt damit auch dazu bei, die Technologieführerschaft der voestalpine künftig zu sichern“, zeigt sich voestalpine-Vorstandsmitglied Schwab, Leiter der Metal Forming Division, überzeugt.

INFObox: Die BMVIT-Stiftungsprofessuren holen hervorragende Forscherinnen und Forscher nach Österreich. Die Förderungslaufzeit ist mit maximal fünf Jahren beschränkt und umfasst den Aufbau und die Etablierung neuer Themen in der österreichischen Forschungslandschaft. Die sechs vom BMVIT geförderten und bereits berufenen Stiftungsprofessuren sind: Universität Innsbruck – Advanced Manufacturing; Montanuniversität Leoben – Hochleistungswerkstoff Stahl; TU Wien – Industrie 4.0; JKU Linz – Nachhaltige Transportlogistik 4.0; TU Graz – Data Science; TU Graz – Innovative Werkstoffe und Fertigungstechniken mit Schwerpunkt Luftfahrt.