Kategorie Innovation & Technologie - 25. Juli 2015

Wenn es wirklich frisch sein soll, dann lieber mit der Post

Ausgewählte Lebensmittel und Getränke passend für das Abendessen nach Hause geliefert bekommen. Kein Tragen, keine Fahrt mit dem Auto zum x-km entfernten Supermarkt, kein Schlange-Stehen vor der Kassa um 18 Uhr. Das klingt verlockend.

Die Gütermobilität der Zukunft muss der Zeitknappheit von Berufstätigen, die auch außerhalb der Öffnungszeiten einkaufen wollen, der Versorgung der alternden Bevölkerung, aber auch den Bedürfnissen von Personen mit eingeschränkter Mobilität gerecht werden. Ebenso muss sie die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Gebiete sicherstellen. Der Online-Kauf von Waren ist in vielen Bereichen des Handels weit verbreitet. Wieso ist es schwierig dieses „Modell“ auch auf Lebensmittel zu übertragen?

Zum einen sind Lebensmittel Artikel des täglichen Bedarfs. Eine Lieferzeit von mehreren Tagen ist nicht akzeptabel – es muss also schneller gehen als bei herkömmlichen Lieferungen. Zum anderen müssen frische Lebensmittel auch noch frisch sein, wenn sie an ihrem Zielort ankommen. Ein spezielles Kühlsystem ist notwendig. Außerdem haben Lebensmittel meist ein schlechtes Verhältnis zwischen Warenwert und Gewicht bzw. Volumen. Die Abwicklung ist daher besonders kostenkritisch.

Das Logistikum der Fachhochschule Oberösterreich stellte sich mit dem Projekt „Food4all@home“ diesen Herausforderungen. Zusammen mit drei Partner-Unternehmen (RISC Software GmbH, Österreichische Post AG, Pfeiffer HandelsgmbH) arbeitete das Logistikum der FH Oberösterreich über einen Zeitraum von 18 Monaten an einem Logistikkonzept zum Thema Lebensmittelhauszustellung und führte dazu einen Feldversuch in der Region um Linz durch. Ziel des Projekts: die flächendeckende, zeitnahe und kostengünstige Hauszustellung von frischen und gekühlten Lebensmitteln. Gefördert wurde Food4all@home durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“.

V.l.n.r. DI Peter Umundum, Dr. Efrem Lengauer, Mag. Markus Boehm Copyright: Pfeiffer Handelsgruppe / Michael Hügel

Bis 16 Uhr können Linzerinnen und Linzer ihre Lebensmittel im Online-Shop auswählen und ihre Bestellung noch am selben Tag erhalten. Die Bestellungen werden in der Filiale kommissioniert und die Lebensmittel in speziellen Kühlboxen verpackt. Nicht das Fahrzeug wird gekühlt, sondern die Box selbst. Somit ist die Lieferung im Standard-Verfahren der Österreichischen Post möglich. Die Kühlung der frischen Lebensmittel kann über 48h sichergestellt werden.

Das Konzept von Food4all@home ist durch die Kooperation zwischen Lebensmittelhändler und Logistikdienstleister wirtschaftlich nachhaltig. Durch die Bündelung von Mengen bzw. Transporten (gegenüber Einzelfahrten), wird der Individualverkehr reduziert, was positive Auswirkungen auf Verkehrsaufkommen und Umwelt hat. Vor allem in ländlichen Gebieten fallen durch die Haus­zustellung von Lebensmitteln zum Teil weite Einkaufswege weg. Personen, die nicht mehr im Erwerbsprozess stehen, können den Einkauf von Produkten für den täglichen Bedarf auch nicht auf dem „Nachhauseweg“ von der Arbeit erledigen. Gerade auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sichert die Möglichkeit, sich Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen, die individuelle Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs.

Im November 2014 startete die Lebensmittelhauszustellung in Oberösterreich, Mitte April 2015 erfolgte die Erweiterung auf ganz Österreich. Damit kann jeder Haushalt in Österreich (frische) Lebensmittel online bestellen und per Post nach Hause liefern lassen.

INFObox: Food4all@home wurde durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“ gefördert und von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) umgesetzt. Seit 2012 wurden im Themenfeld Gütermobilität in drei Ausschreibungen 57 Vorhaben mit 10,7 Millionen Euro durchgeführt.


Die Logistik beschäftigt sich mit Transport, Lagerung und Umschlag von Gütern und Personen. Die Transportlogistik beschäftigt sich mit der organisatorischen Gestaltung von Transportsystemen. Neben dem reinen Transport werden auch die Be- und Entladungsaktivitäten zur Transportlogistik gezählt. Gütermobilität soll nachhaltige Lösungen für die Transportlogistik von Morgen – vor allem durch die Neu- und Reorganisation des Güterverkehrs und der Güterverkehrsnachfrage – ermöglich. Dabei werden die Herausforderungen des Güterverkehrs ganzheitlich betrachtet und neben technologischen auch organisatorische und soziale Innovationen miteingebunden.