Kategorie Innovation & Technologie - 21. Januar 2019

Forschung zwischen Mensch und Maschine: AI-Pionier Robert Trappl ist 80

Die Fragen nach der Funktionsweise der menschlichen Psyche und unter welchen Umständen Maschinen mit Artificial-Intelligence (AI) ausgestattet werden können und sollen, sind die wissenschaftlichen Lebensbegleiter des Wiener Kybernetikers und AI-Pioniers Robert Trappl. Bereits am 16. Jänner feierte der umtriebige Forscher und Erklärer seinen 80. Geburtstag.

Trappl ist bekanntester und wichtigster Vertreter der Artificial-Intelligence-Forschung, der nicht müde wird zu erklären, warum sein Lebensthema nicht als künstliche Intelligenz übersetzt werden sollte: „Intelligence bedeutet viel mehr Informationsverarbeitung. Die Central Intelligence Agency heißt ja auch nicht so, weil die so gescheit sind“, sagt er.

Sein primäres Interesse habe immer an dem gehangen, was im Englischen mit the mind bezeichnet wird, erklärte Trappl einmal im Gespräch mit der APA. Im Deutschen treffe diesen Ausdruck am ehesten das Wort Psyche. Doch dieser wandte sich der Forscher erst etwas später zu. Was daran lag, das er ein „ganz ein armer Bua“ gewesen sei, der teils auf „das abgetragene Gewand von meinen Schulkollegen“ angewiesen war, erinnerte sich der am 16. Jänner 1939 in Wien geborene Trappl.

Trappl wurde am 16. Jänner 1939 in Wien geboren. © APA

Mit Elektrotechnik an der Technischen Universität (TU) visierte er daher erst einmal „etwas Praktisches“ an. Es folgte das Doktoratsstudium der Psychologie mit dem Nebenfach Astronomie an der Universität Wien und später noch ein Diplom vom Institut für Höhere Studien im Fach Soziologie. 2012 machte er noch den MBA in General Management.

Gründung des Forschungsinstituts für Artifical Intelligence

1969 gründete Trappl mit anderen jungen Wissenschaftern die Österreichische Studiengesellschaft für Kybernetik. 1984 erfolgte dann die Gründung des Österreichischen Forschungsinstituts für Artificial Intelligence (OFAI) in Wien, das Trappl seither „mit großer Begeisterung“ leitet. Der 50. Geburtstag der Studiengesellschaft und 35 Jahre OFAI werden im Herbst im Rahmen einer Festveranstaltung begangen.

Fast 30 Wissenschafter arbeiten mittlerweile an dem Forschungsinstitut an verschiedenen AI-Themen, wie dem automatischen Verstehen von Musik, Zugängen zu Big Data, Roboternavigation, Sprachtechnologie, emotionalen Persönlichkeitsmodellen oder der Entwicklung ethischer Systeme für Roboter. Zu letzterem Thema erschein erst kürzlich ein Fachbuch unter Trappls Herausgeberschaft mit dem Titel A Construction Manual for Robots‘ Ethical Systems.

„Rationalität und Emotionalität“ als Partner

Die wissenschaftliche Annäherung an die Psyche brachte den seit 2007 emeritierten Professor für medizinische Kybernetik und AI an der Uni Wien unter anderem zur Hirnforschung. Bei der Überführung der menschlichen Psyche in die Technik beschäftigte man sich sehr lange lediglich mit der Intelligenz, als Ausdruck von Rationalität und Logik, bemängelte Trappl. Für den Wissenschafter, der insgesamt über 180 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht hat und an 35 Fachbüchern „beteiligt war, sind „Rationalität und Emotionalität Partner, die einander bedingen“.

Seinen Zugang zu dem hochaktuellen Thema erklärt der an Pantomime, Improvisationstheater und modernem Tanz interessierte und engagierte Forscher auch gerne im Rahmen von Vorträgen und Lehrveranstaltungen an mehreren Wiener Universitäten. So legte er etwa seine Sicht auf die mögliche Entwicklung künstlicher „Superintelligenzen“ beispielsweise im vergangenen Jahr auf einer großen Konferenz zur „Robophilosophie“ in Wien dar. Viel manipulative Macht liege demnach bei den Konstrukteuren solcher Systeme: „Der AI-Gott ist momentan viel ungefährlicher als das Potenzial, das in den Händen von Menschen liegt“, so Trappl.

Ebenfalls 2018 setzte er sich mit seinen eigenen „Prophezeiungen“ auseinander: 1986 und 1987 wurden unter seiner Leitung Videos zur „Einführung in die Künstliche Intelligenz“ produziert, die auch tausendfach verkauft wurden. Im Rahmen einer Vortragsreihe klopfte er diese im Vorjahr auf ihre Treffsicherheit aus heutiger Sicht ab.

Mehr als zehn Jahre lang ging Trappl auch der Frage nach, wie mittels KI Konflikte und Kriege vermieden werden könnten. Das komme vermutlich daher, dass er als Kriegskind viel Zeit in Bunkern verbracht habe. Da in der AI viel mit militärischem Hintergrund geforscht wird, stellt sich für ihn die Frage, ob damit auch der Ausbruch von Kriegen verhindert werden oder eine Auseinandersetzung besser friedlich gelöst werden kann.

Ars Electronica – Neue Prix-Kategorie für Artificial Intelligence

KI ist auch ein großes Thema für den Prix Ars Electronica, dem weltweiten Wettbewerb für Medienkunst. Dort gibt es eine neue Preiskategorie: Die bisherige Hybrid Art wird zu Artificial Intelligence & Life Art und widmet sich künstlerischem Schaffen, das künstliche Intelligenz und Life Sciences miteinbezieht und reflektiert, hieß es in einer Presseaussendung der Ars Electronica kürzlich in Linz. Einreichungen sind bis 1. März möglich.

Erstmals sucht der Prix Ars Electronica explizit nach Arbeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Projekte und Kunstwerke um Bio- und Gen-Technologie, Synthetische Biologie, Maschinelles Lernen, Deep Learning und andere Forschungsfelder der KI sind in der neuen biennalen Kategorie erwünscht. Ebenfalls alle zwei Jahre vergeben wird der Preis für Digital Musics & Sound Art, dazu kommen die jährlich bespielten Zweige Computer Animation und U19 – Create Your World. Der Jugendpreis wird erstmals in zwei Altersgruppen ausgeschrieben.

Die Gewinner erwarten jeweils eine Goldene Nica und Preisgelder von bis zu 10.000 Euro sowie ein Auftritt beim Ars Electronica Festival – das Thema wird noch bekanntgegeben – von 5. bis 9. September 2019 in Linz. Der Prix Ars Electronica wird von der Ars Electronica Linz GmbH & Co KG in Zusammenarbeit mit dem OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich und dem Brucknerhaus Linz veranstaltet.

Ebenfalls bis 1. März läuft die Einreichfrist für den Starts Prize der EU-Kommission, den die Ars Electronica gemeinsam mit den Häusern Bozar und Waag vergibt. Ausgezeichnet werden die zukunftsträchtigsten Kooperationen an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst. Vergeben werden zwei Preise zu je 20.000 Euro.

Service: Weitere Infos unter http://www.ars.electronica.art