Kategorie Innovation & Technologie - 22. März 2016

Gebraut mit der Energie der Sonne

Natürlich ist das erfrischende Krügerl Bier nicht grün, auch wenn das Basisprojekt „Green Brewery“ hieß. Diese in der Programmlinie „Neue Energien 2020“ vom Technologieministerium initiierte Forschungsaktion mündete in das EU-Projekt „Solar Brew“, das in Kooperation mit der Gösser-Brauerei 2015 abgeschlossen wurde. „Grün“ bedeutet in beiden Konzepten, dass der Ausstoß an Kohlendioxyd bei der Produktion von Bier minimiert und in einem zweiten Schritt gleich null werden soll. „Derzeit werden in Göss jährlich 4,6 Millionen Krügel mit der Energie der Sonne gebraut“, sagt Christoph Brunner, Leiter des Departements Industrielle Prozesse und Energiesysteme bei AEE Intec (Institut für nachhaltige Technologien).

Nur noch alternative Energie

Jetzt, 2016, wird der gesamte Bedarf an thermischer Energie aus alternativen Quellen bezogen – mittels Solarenergie, Fernwärme und einer Biogasanlage. Die Leitung von „Solar Brew“ lag bei der außeruniversitären Forschungseinrichtung AEE Intec, einem Mitglied der Austrian Cooperative Research (ACR). Projektpartner waren neben Partnern aus dem Anlagenbau der Heineken-Konzern mit der Brauerei Gösser und zwei Brauereien in Spanien und Portugal. Zudem wurde das Projekt im steirischen Göss vom österreichischen Klima- und Energiefonds kofinanziert.

Am Beginn des Forschungsprojekts stand die Errichtung einer Solaranlage auf einem ehemaligen Fußballfeld in unmittelbarer Nähe der Gösser Brauerei. 100 Großflächenkollektoren mit einer Bruttokollektorfläche von 1500 m2 und ein 200 m3 großer, druckbehafteter Energiespeicher liefern die Energie für den Maischprozess.

Die spezifische Aufgabe lag in der Konstruktion eines innovativen Wärmetauschers, der auf die Versorgung durch die solare Prozesswärme adaptiert werden musste. Durch diesen in der Maischpfanne installierten Wärmetauscher war es möglich, unterschiedliche erneuerbare Energieformen bei verschiedenen Temperaturen einzusetzen. Im Maischverfahren wird das geschrotete Malz mit 45 Grad Celsius heißem Wasser vermischt und muss in klar definierten Heizschritten auf 78 Grad erhitzt werden.

„Schon das Vorläuferprojekt, ,Grüne Brauerei‘, hat für die Brauerei Göss gezeigt, dass der gesamte Erdgasbedarf durch Effizienzmaßnahmen und Integration von erneuerbaren Energieträgern ersetzt werden kann“, sagt Christoph Brunner. Dabei stellt die Solarenergie bezogen auf den gesamten thermischen Nutzungsenergiebedarf für den Maischprozess mit einem Anteil von 19 Prozent nur eine der drei neuen Energiequellen dar. Hinzu kommt die aus einem nahen holzverarbeitenden Betrieb zugeleitete Fernwärme mit zwölf Prozent und schließlich die Biogasanlage, in der der anfallende Treber (Rückstände des Malzes) verarbeitet wird.

Meteorologische Prognosen

Der gesamte Erdgasbedarf der Brauerei Göss konnte durch Effizienzmaßnahmen und die Integration von neuen Energieträgern ersetzt werden, so die Bilanz. „Das bedeutet eine Reduktion der fossilen CO2-Emissionen von circa 4000Tonnen pro Jahr“, sagt Projektleiter Brunner. „Das entspricht dem Energieverbrauch von circa 4800 Einfamilienhäusern auf Niedrigenergiestandard pro Jahr.“

Eine weitere Steigerung soll jetzt erfolgen. Es ist angedacht, meteorologische Daten für solare Ertragsprognosen für ein bis zwei Tage im Voraus gemeinsam mit dem Energiespeicherladezustand sowie der Produktionsauslastung in ein intelligentes Regelungskonzept zu implementieren. (Von Erich Witzmann, Die Presse)