Kategorie Innovation & Technologie - 29. Juni 2015

Gemeinsam unterwegs im Glasfaserkabel

Salzburg – Telekommunikationsinfrastruktur gemeinsam nutzen ohne Einschränkungen bei Sicherheit und Datenmengen, gesteuert von einer intelligenten Software – das Prinzip des sogenannten Software-defined Networkings (SDN) geistert schon seit geraumer Zeit in der IT-Szene herum. Nun hat das Forschungsinstitut Salzburg Research beim Energieversorger Nahwärme Eugendorf das erste funktionstüchtige SDN-Netzwerk in Österreich installiert.

SDN ermöglicht es, Endkunden an vorhandene Breitbandinfrastruktur anzubinden. So muss nicht für jeden Anwender ein eigenes Kabel verlegt werden, sondern es können verschiedene Dienste im Gigabit-Bereich mit der bestehenden Glasfaserinfrastruktur genutzt werden. Beim SDN-Prinzip wird die klassische Netzwerkstruktur in eine Steuerungsebene und eine Datenpaketebene getrennt, dadurch wird der Betrieb des Netzwerks flexibler und kosteneffizienter. Die Steuerungsebene programmiert einen optimalen und sicheren Datenpfad durch das gesamte Netzwerk. Ändern sich die Anforderungen eines Kunden, können die Änderungen zentral in der Steuerungsebene durchgeführt werden.

„Mehrere unterschiedliche Unternehmen können ihre eigenen Dienste, und zwar auch Hochdatenraten im Bereich mehrerer Gigabit, parallel über eine einzige Infrastruktur laufen lassen – ohne sich gegenseitig zu behindern oder die Übertragung sicherheitstechnisch zu gefährden“, sagt Projektleiter Thomas Pfeiffenberger von Salzburg Research. So könnten etwa Telekommunikationsunternehmen ultraschnelles Internet und Anwendungen wie Web-TV anbieten oder beispielsweise Gemeinden den Wasserzähler ablesen.

Bisher war die gemeinsame Nutzung der Übertragungskapazität aufgrund von Sicherheitsüberlegungen und der hohen Komplexität der Netzwerkkonfiguration nicht gewünscht. Durch die Forschungsarbeit der Salzburg Research seien nun die Möglichkeiten einer robusten und sicheren Kommunikation ausgelotet worden. Erste Anwender wurden bereits erfolgreich angebunden.

Internet im Rettungseinsatz

Auch für den mobilen Einsatz von Breitbandverbindungen hat die Salzburg Research eine neue Technologie entwickelt. Mit dem „Mobile Broadband Extender“ soll für Einsatzkräfte künftig immer und überall eine schnelle und stabile Internetverbindung zur Verfügung stehen.

Der Extender ist vergleichbar mit einem mobilen Hotspot, wie ihn auch handelsübliche Smartphones bereitstellen können, nur verstärkt er das Signal um ein Achtfaches. „Der Extender ist einfach zu montieren, richtet sich selbstständig zum nächsten Highspeedzugangspunkt aus und stellt vor Ort die bestmögliche Signalstärke zur Verfügung“, sagt Projektleiter Peter Dorfinger. Dadurch hätten Rettungskräfte auch in ländlichen und schlecht abgedeckten Gebieten, wo sonst nur eine mäßige Verbindung verfügbar ist, 3G-Breitband-Internet.

Die Nutzung des Internets sei für Blaulichtorganisationen immer mehr im Kommen, erläutert Dorfinger, der selbst Feuerwehrmann ist. Die Einsatzbereiche seien vielfältig: Das Internet ermögliche einen raschen Zugriff auf Rettungskarten oder Informationen über gefährliche Stoffe und könne gleichzeitig zum Austausch zur und Koordination zwischen Einsatzleitung und Feld eingesetzt werden. Getestet wurde die Technologie bereits bei der Bundesrettungsübung in Allentsteig im Mai, bei der große Einsatzszenarien unter Realbedingungen geübt wurden. „Durch den Extender konnten wir das Internet zuverlässig zur verbesserten Kommunikation zwischen Einsatzleitung und Feld nutzen“, sagt Thomas Seltsam, zuständig für das nationale Katastrophenmanagement beim Österreichischen Roten Kreuz.

Bisher wurde der Extender, der aus einem von der EU geförderten Forschungsprojekt hervorgeht, nur in einer Kleinserie produziert. Interessierte Einsatzkräfte oder Unternehmen anderer Branchen können das Gerät kostenlos testen. Neben Einsatzorganisationen könnten auch Unternehmen oder Privatpersonen, die oft in schlecht versorgten Gebieten unterwegs sind und dort eine Breitbandverbindung benötigen, von dem Extender profitieren. (Stefanie Ruep, 29.6.2015)