Kategorie Innovation & Technologie - 11. August 2015

Grazer Forscher blicken „Tschuris“ Sonnenannäherung gelassen entgegen

Für die an der „Rosetta“-Mission beteiligten Forscher vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz sind die nächsten Tage zwar „ein interessanter, aber aus wissenschaftlicher Sicht kein besonderer Zeitpunkt“. Das erklärte der Astrophysiker Mark Bentley der APA. Der Komet „Tschuri“ wird am 13. August um 4.03 Uhr der Sonne am nächsten kommen.

Die Forscher am IWF waren an der Entwicklung und dem Bau mehrerer wissenschaftlicher Instrumente der den Kometen umkreisenden europäischen Raumsonde „Rosetta“ und der Landeeinheit „Philae“ beteiligt. Die Sonde hatte das Mini-Labor am 12. November 2014 nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen abgesetzt. Statt weich aufzusetzen prallte „Philae“ aber mehrmals von der Kometenoberfläche wieder ab und kam im Vergleich zum geplanten Landungsort an einer viel schattigeren Stelle zu stehen.

Unklare Bedeutung der Signale

Das erschwerte die Energieversorgung, bereits nach wenigen Tagen ging der Landeeinheit der Strom aus. In den vergangenen Wochen wurden zwar immer wieder Signale übermittelt, laut Bentley ist aber noch immer unklar, was das bedeutet. Angesichts des kurzzeitigen Erwachens hegen Wissenschafter die Hoffnung, dass mit zunehmender Annäherung an die Sonne „Philae“ auch mehr Licht erreicht und das etwa kühlschrankgroße Mini-Labor wieder Energie tanken kann.

Für die Grazer Wissenschafter ist jedenfalls nicht nur der Punkt der größten Sonnenannäherung von Bedeutung. Sie sind an den Veränderungen auf dem Kometen in den Wochen und Monaten davor und danach interessiert. Je höher nämlich die Sonneneinstrahlung wird, desto mehr Staub und Gas löst sich von dem Himmelskörper, wie Bentley erklärte.

Unter der Federführung des IWF ist beispielsweise das Instrument MIDAS (Micro-Imaging Dust Analysis System) entstanden. Mit Hilfe eines Rasterkraftmikroskops wird MIDAS an Bord von „Rosetta“ auf einige Nanometer genau die Struktur der vom Kometen freigesetzten Staubteilchen messen. Während MIDAS die Form der Staubteilchen erforscht, analysiert das Experiment COSIMA mithilfe eines Massenspektrometers deren chemische Zusammensetzung. Das IWF hat dafür die Steuerungselektronik entwickelt, vom damaligen Forschungszentrum Seibersdorf (heute Austrian Institute of Technology – AIT) stammt die für die Untersuchung notwendige Ionenquelle. Das IWF ist auch an einigen Instrumenten der Landeeinheit beteiligt.