Kategorie Innovation & Technologie - 12. Dezember 2018

Automatisierter Verkehr: Wenn die Gondeln Zukunft tragen

Wiener Klassik trifft die Zukunft: Eine Dialog- und Workshopreihe zu vernetzter und automatisierter Mobilität ging jüngst in dem Wiener Wahrzeichen und Stadtsymbol über die Bühne.

Im Rahmen des österreichischen Ratsvorsitzes trafen sich am 28. und 29. November unter dem Motto Beyond SAE Levels: Towards Safe & Sustainable Mobility zahlreiche hochrangige Mobilitätsexpertinnen und -experten aus ganz Europa zum High-Level-Dialog im historischen Ambiente des Wiener Riesenrads. Sie folgten der Einladung des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und der AustriaTech, die nun auch als Kontaktstelle für automatisierte Mobilität in Österreich agiert.

 

Neue Perspektiven

Teilnehmende aller Mitgliedsstaaten der EU, der EFTA-Staaten, der Europäischen Kommission und weiterer Organisationen, konnten dort die Entwicklungen neuester Technologien und Anwendungen diskutieren, deren Förderung und Umsetzung einer kontinentalen Zusammenarbeit bedarf. Bei den zwei arbeitsintensiven Tagen im Wiener Prater wurde zudem die Bedeutung einer gemeinsamen Strategie geeigneter Rahmenbedingungen hervorgehoben.

„Wir freuen uns im Rahmen des High-Level Dialogue gemeinsam neue automatisierte Dienste für ein zukunftssicheres und nachhaltiges Mobilitätsökosystem zu untersuchen“, sagte BMVIT Sektionschef Christian Weissenburger bei der Eröffnung.

Ungewohnte Perspektiven boten sich allen Teilnehmenden: Die Workshops wurden direkt in den fahrenden Gondeln abgehalten und wirkten vielerlei horizonterweiternd.

Strategie für Europa

Verkehrssicherheit, Erfahrungen und Akzeptanz der Endnutzer sowie die Entwicklung der digitalen und physischen Infrastruktur standen im Zentrum der Diskussionen. Dabei wurden einerseits die Blicke auf das Gesamtbild geschärft und andererseits Details, wie konkrete Anwendungsfälle, erörtert.

 

„Die Beleuchtung von konkreten Use-Cases mit einem speziellen Fokus auf geteilte Mobilität wie zum Beispiel Flottenlösungen oder automatisierte Shuttles hat gezeigt, dass es wirklich in erster Linie darum geht, automatisierte Mobilität gut in unser Mobilitätssystem zu integrieren, um tatsächlich positive Potentiale zu heben. Hier ist eine gestaltende öffentliche Hand – beispielsweise im Bereich innovativer legistischer Instrumente aber auch in der klaren Vermittlung relevanter Ziele – absolut entscheidend“, resümierte Henriette Spyra, Leiterin der Stabsstelle Mobilitätswende und Dekarbonisierung im BMVIT.

Der Erfahrungsaustausch sei ihr zufolge für dieses Treffen am wichtigsten gewesen. Für Europa und die Einzelstaaten ist es auch weiterhin enorm wichtig , die Synergieeffekte zu nutzen, die aus dem Austausch und aus dem Vergleich der länderspezifischen Aktivitäten entstehen.

Österreichisches Aktionspaket als Modell?

Genutzt wurde das Treffen auch, um den österreichischen Beitrag zum Thema vorzustellen. Nicht zuletzt mit dem erst im November dieses Jahres präsentierten Aktionspaket Automatisierte Mobilität hat das BMVIT dieses Thema zu einem Schwerpunkt erkoren. Schon längst werden vielfältige Projekte im Bereich selbstfahrender Fahrzeuge, Züge oder Drohnen durch das BMVIT gefördert.

„Ziel war es, trotz unterschiedlicher Erfahrungen ein gemeinsames europäisches Verständnis zu den Chancen automatisierter Mobilität zu generieren“, so Martin Russ Geschäftsführer von AustriaTech. „Eines ist daher ganz wichtig: Wir sind nicht nur auf der Suche nach einem Business-Case sondern auch nach den Society-Cases. Wir müssen also weiterhin den gesellschaftlichen Mehrwert in den Mittelpunkt stellen,“ ergänzte Russ.

„Wir sind nicht nur auf der Suche nach einem Business-Case sondern auch nach den Society-Cases.“ Es müsse also weiterhin der gesellschaftliche Mehrwert in den Mittelpunkt gestellt werden.

Um vergleichbare Ergebnisse auf europäischer Ebene zu erzielen, müsse man die zahlreichen Bausteine automatisierter und integrierter Mobilitätslösungen differenziert betrachten. So wurden die relevantesten Elemente für das Testen und den Betrieb automatisierter Shuttles betrachtet, Erfolgsmodelle im Hinblick auf Methoden und Daten beleuchtet sowie Wissen geteilt und gemeinsame Ziele geschärft. Durch vergleichbare Fragen entwickelten die TeilnehmeInnen somit vergleichbare Indikatoren, die die Wirkungen automatisierter Mobilität messbar machen können.

Der High-Level Dialog über vernetzte und automatisierte Mobilität findet seit 2017 halbjährlich statt. Nach den Niederlanden, Deutschland und Schweden trat Österreich nun als vierter Gastgeber auf. Ziel ist die Förderung der europäischen Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung der automatisierten und vernetzten Mobilität. Der nächste Dialog dazu wird 2019 in Spanien stattfinden.

Service

So entstand das Aktionspaket.

Länderreport: Wettlauf oder Harmonisierung zum Automatisierten Fahren?

Tipp

Die ExpertInnen des BMVIT stehen für weitere Informationen bereit und freuen sich über Feedback, Erwartungen, Erlebnisse, Vorschläge aus der Bevölkerung. Unter folgendem Link können Sie Kontakt auch dazu mit dem Ministerium aufnehmen: Servicebüro des BMVIT.

Automatisiertes Fahren kann für mehr Verkehrssicherheit sorgen und ist zugleich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon jetzt sind österreichische Autozulieferbetriebe in vielen Bereichen des automatisierten Fahrens international gefragt. Das neue Aktionspaket Automatisierte Mobilität für den Zeitraum 2019-2022 setzt den Fokus auf Straße, Schiene und Luftfahrt (Drohnen). 65 Millionen Euro an Förderbudget stehen zur Umsetzung von 34 Maßnahmen im Bereich Technologieförderung, legislativer Anpassung, gesellschaftlicher Dialog, Einbindung der öffentlichen Hand und Aufbau der Kompetenz im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion bereit.