Kategorie Innovation & Technologie - 29. August 2019

Humanoider Roboter Fedor auf Raumstation ISS angekommen

Roboter Fedor soll für riskante Außeneinsätze im All üben – Erster Andockversuch war gescheitert

Auf der Internationalen Raumstation ISS ist ein neuer Mit-Bewohner gelandet: Eine Sojus-Kapsel hat den menschenähnlichen Roboter Fedor zum Außenposten der Menschheit gebracht. Quasi eine schwere Geburt im Orbit, da ein erstes Andockmanöver am Wochenende fehlschlug und nun erst im zweiten Versuch glückte.

Nach der NASA bestätigte auch die russische Weltraumbehörde Roskosmos das erfolgreiche Andocken der Sojus MS-14 an der ISS. Die unbemannte Raumkapsel war letzten Donnerstag mit 670 Kilogramm Fracht vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet.

Außer dem menschenähnlichen Roboter Fedor hatte sie wissenschaftliche und medizinische Ausrüstung, Medizin, Lebensmittel und Hygieneartikel für die sechs Besetzungsmitglieder der ISS geladen. Normalerweise fliegen bei solchen Transporten Astronauten mit, dieses Mal sollte aber bei einem unbemannten Flug ein neues Notfallrettungssystem getestet werden.

Ein erstes Andockmanöver war am Samstag gescheitert. Der Misserfolg sorgte für Nervosität, weil das russische Weltraumprogramm in den vergangenen Monaten wiederholt Rückschläge erlitten hatte. Um das Andocken noch zu ermöglichen, parkte die ISS-Besatzung eine andere, bereits angedockte Sojus-Rakete um. Laut einem Roskosmos-Vertreter hatte der Fehler beim ersten missglückten Andockversuch bei der ISS gelegen und nicht bei der Sojus-Kapsel.

„Entschuldigung für die Verspätung. Habe im Verkehr festgesteckt. Bin bereit, die Arbeit fortzusetzen“, hieß es nach dem geglückten Andockmanöver am Dienstag scherzhaft im Twitter-Konto von Fedor.

Auf der ISS soll der humanoide Roboter mit der Typennummer Skybot F850 bis zum 7. September lernen, wie er die Astronauten unterstützen kann. Der 1,80 Meter große und 160 Kilogramm schwere Roboter ahmt Bewegungen nach und lernt auf diese Weise menschliche Handlungsabläufe. So kann er etwa eine Wasserflasche öffnen. Auf der ISS soll er unter Anleitung des russischen Kosmonauten Skwortsow trainieren, solche Aufgaben auch in der Schwerelosigkeit zu erfüllen.

Langfristig soll Fedor riskante Aufgaben wie Außeneinsätze im Weltall übernehmen. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin sagte am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax, die nächste Etappe bei der Weiterentwicklung des Roboters könnten weitere Tests von Fedor in dem bemannten Raumschiff Federazija sein, dass Russland derzeit entwickelt. Auch ein Weltraumspaziergang von der ISS aus sei möglich.

„Dafür wurde er geschaffen“, sagte Rogosin über Fedor. „Wir brauchen ihn nicht wirklich innerhalb der Station“, fügte der Roskosmos-Chef mit Blick auf die ISS hinzu.

Fedor ist nicht der erste Roboter im All. Bereits 2011 hatte die Nasa einen humanoiden Roboter in den Weltraum geschickt. Er wurde 2018 wegen technischer Probleme zurückgeholt. Auch Japan hat seit 2013 einen Roboter auf der ISS. Er kann sogar Gespräche führen – allerdings nur auf Japanisch.

apa/red

Service: Eine Einschätzung zu Fedor von Sabine Köszegi, Vorsitzende des österreichischen Rats für Robotik und künstliche Intelligenz und Professorin an der Technischen Universität. Sie hat sich Videos vom Einsatz des Roboters angesehen. Im Ö1-Gespräch meint Köszegi, idealer als ein humanoider Roboter wäre eine Spinnenform mit sechs Beinen gewesen, dies sei aber offenbar dem Marketing geschuldet.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) investiert als Weltraumministerium jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.