Kategorie Innovation & Technologie - 25. Februar 2020

Der Mars lebt und bebt

Erste Ergebnisse der NASA-Mission InSight zum Inneren des roten Planeten wurden veröffentlicht. An der Datenauswertung sind auch Weltraumforschende der ÖAW beteiligt. Der Mars ist demnach seismisch aktiver als erwartet.

Erste Ergebnisse der im November 2018 auf dem Mars gelandeten NASA-Sonde InSight zeigen, dass der rote Planet seismisch aktiv ist. Rund 450 Marsbeben wurden bisher beobachtet, die Hinweise auf das Innere des Planeten liefern. Mittlerweile wurden 174 der Beben ausgewertet, wie ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in mehreren Artikeln in den Nature-Journalen Geoscience und Communications berichtet.

174 Marsbeben ausgewertet

Die untersuchten Beben haben sich in den ersten zehn Monaten der Mission ereignet und zeigen, „dass Mars ein seismisch aktiver Planet ist, der tektonische Vorkommen vor allem in der Region Cerberus Fossae zeigt“, erklärt ÖAW-Weltraumforscher und Ko-Autor Günter Kargl gegenüber der APA und ergänzt: „Das passt auch gut mit optischen Beobachtungen über Verwerfungen in dieser Region zusammen. In Summe ist Mars aktiver als viele erwartet haben, aber die Daten stimmen ganz gut überein mit Vorhersagen von Modellen, die während der Planung der Mission gemacht wurden.“

Wolken ziehen über das kuppelbedeckte Seismometer SEIS, Teil des Mars_Landers InSight. © NASA / JPL-Caltech

Von den bisher ausgewerteten Marsbeben hatten 24 Magnituden zwischen 3 und 4, deren Wellen sich durch den Marsmantel ausbreiteten. Die anderen Ereignisse hatten vergleichsweise kleinere Magnituden. Marsbeben dauern mit zehn bis zwanzig Minuten relativ lange, da ihre Wellen aufgrund von Eigenheiten der Marskruste stark streuen, heißt es seitens der ebenfalls an der Mission beteiligten ETH Zürich.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass die seismische Aktivität auf dem Mars nicht nur eine Folge der Abkühlung und damit des Schrumpfens des Planeten ist, sondern auch durch tektonische Spannungen verursacht wird. Die gesamte auf dem Mars freigesetzte seismische Energie liegt zwischen derjenigen der Erde und der des Mondes.

Besseres Verständnis des Planeten

Das Seismometer SEIS der Mission erfasst auch das Hämmern der Mess-Sonde HP3. Die Grazer ÖAW-Wissenschaftler sind an der Auswertung der Daten dieses Geräts beteiligt. Sie analysieren aus den Messergebnissen die bodenmechanischen Eigenschaften. Demnach hat der Marslander InSight auf einer dünnen, sandigen Schicht von wenigen Metern Tiefe aufgesetzt, die in der Mitte eines zwanzig Meter großen alten Einschlagkraters liegt.

Durch das Zusammenspiel der bisherigen HP3-Hammerdaten, des Seismometers und der seismologischen Auswertungen konnte bereits ein sehr komplexes Bild der unmittelbaren Umgebung von InSight gewonnen werden. „Die Daten, die produziert werden, sind vielleicht nicht ganz so sexy, wie die immer neuen Rover-Bilder, aber es ist Hard-Core-Grundlagenforschung, die uns hilft den Planeten und Planeten im Allgemeinen besser zu verstehen“, so Günter Kargl.

Hintergrund: InSight ist ein stationäres geophysikalisches Observatorium, mit dem Wissenschaftler in den nächsten beiden Jahren erstmals das Innere des Mars und seinen Aufbau untersuchen wollen. Dabei sollen mögliche Erschütterungen und Beben des Planeten gemessen werden. Die Wissenschaftler hoffen auf Erkenntnisse unter anderem darüber, wie sich der Mars vor Milliarden von Jahren gebildet hatte.

Nächste Mars-Sonde schon im Bau

Währenddessen ist am Jet Propulsion Laboratoty (JPL) der NASA bereits der nächste Marsroboter für den Einsastz bereit. Noch dieses Jahr soll sich der neueste Mars-Rover zu InSight gesellen.

Mars 2020 – so der Name dieser  Mission – soll ähnlich wie ein geplantes europäisch-russisches Roboterauto, das dann ebenfalls landen soll – wieder auf der Marsoberfläche herumfahren können. Zu deren wichtigsten Aufgaben wird es gehören, die Materialproben einzusammeln und sie eines Tages zur Erde zurückzubringen .

Nach der Marslandung ist also vor der Marslandung. Und Menschen, so prognostiziert NASA-Chef Bridenstine in Regelmäßigkeit, würden vielleicht schon Mitte der Dreißigerjahre diesen Jahrhunderts auf der Marsoberfläche stehen.

Service: Wer wissen möchte, wie das Wetter auf dem Mars ist, kann das online nachschlagen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA veröffentlicht täglich Wetterberichte vom Roten Planeten, wenn auch mit einer kleinen Verzögerung.

INFObox: Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.