Kategorie Innovation & Technologie - 15. November 2018

Neues Aktionspaket Automatisierte Mobilität präsentiert

Automatisierte Mobilität – Das neue Aktionspaket

Hauptsache beide Hände am Lenkrad: Wird dieser berühmte Satz aus den Fahrschulen bald der Vergangenheit angehören? Das Navigieren von Fahrzeugen wird auch in naher Zukunft noch hauptsächlich per Hand ausgeübt werden, aber zumindest der Autobahnpilot könnte bei entsprechender technischer Ausrüstung ohne Hand am Lenkrad demnächst einspringen und das Einparken ohne im Auto zu sitzen legale Realität werden.

Automatisiertes Fahren: Weltweit wird intensiv an der Weiterentwicklung dieser Technologie gearbeitet. Auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) hat dieses Thema längst zu einem Schwerpunkt erkoren und fördert vielfältig Projekte im Bereich selbstfahrender Fahrzeuge, Züge oder Drohnen.

Schwerpunkt im Ministerium

Aus diesem Grund erarbeitete das BMVIT gemeinsam mit AustriaTech das neue Aktionspaket zur Automatisierten Mobilität für den Zeitraum 2019 bis 2022. So sollen neben der Bewältigung technischer Herausforderungen und des notwendigen Aufbaus digitaler Infrastruktur auch gesellschaftliche sowie rechtliche Rahmenbedingungen für diese Zukunftstechnologie geschaffen und der verkehrlich sinnvolle Einsatz ermöglicht werden.

Wie bereits im ersten Österreichischen Aktionsplan Automatisiert – Vernetzt – Mobil aus dem Jahr 2016 dargestellt, ist automatisiertes Fahren ein zentrales Thema für die Gestaltung des Verkehrssystems der Zukunft. Daran sind allerdings auch hohe Erwartungen wie zum Beispiel weniger Emissionen, weniger Unfälle im Straßenverkehr sowie die Stärkung der Wettbewerbsposition Österreichs im internationalen Umfeld geknüpft.

Gerade für Österreich ist es wichtig, ein attraktiver Produktionsstandort auf diesem Feld zu sein – auch hinsichtlich neuer Services mit heimischer Wertschöpfung. Für die öffentliche Hand gilt es, mit zielgerichtetem Ressourceneinsatz gesellschaftlichen Nutzen zu bewirken.

Ein wichtiger Schwerpunkt in Österreich ist bereits jetzt das Lernen aus Tests und Pilotprojekten im Rahmen klar definierter Anwendungsfälle sowie die Entwicklung neuer Mobilitätsformen. Auch in dieser Hinsicht soll Österreichs Position als Vorreiterland für Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandorte des automatisierten Fahrens in enger Kooperation mit der Automobilindustrie und der Forschung gesichert werden. Vor allem Testumgebungen und diesbezügliche Forschungsprojekte werden seitens des BMVIT weiter vorangetrieben.

3 Handlungsfelder, 34 Maßnahmen

Bereits mit dem ersten Aktionsplan wurden seit 2016 rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, Testumgebungen und eine Vielzahl von Forschungsprojekten gefördert. Waren damals die möglichen Potentiale von Bedeutung, so steht beim neuen Aktionspaket der verkehrlich sinnvolle Einsatz im Vordergrund.

Testberichte und Erfahrungen aus laufenden Tests und Projekten verdeutlichen, dass die Technologieentwicklung nicht morgen abgeschlossen sein wird und nur mit gestaltenden Rahmenbedingungen durch die öffentliche Hand ein guter Roll-Out ermöglicht werden kann.

Mit dem Aktionspaket strebt das BMVIT in erster Linie die Sicherstellung eines verkehrlich sinnvollen und effizienten Einsatzes automatisierter Mobilität sowie die Stärkung der Wettbewerbsposition Österreichs im internationalen Umfeld an. In allererster Linie geht es um lebenswerte öffentliche Räume und die Sicherstellung eines zukunftsfähigen und umweltfreundlichen Mobilitätssystems.

© VDA

Gemeinsam mit über 300 involvierten Partnern aus Forschung und Entwicklung wurden Leitprinzipien rund um die Themen sicherer Betrieb, systemischer Zugang, Verantwortung, Wirkungsbetrachung und Umgang mit Daten entwickelt. In den drei Handlungsfeldern Transparente Information, Gewährleistung eines sicheren Test- und Regelbetriebs sowie Erfahrungen sammeln und lernen sind 34 konkrete Maßnahmen für die nächsten Jahre vorgesehen.

Von entscheidender Bedeutung ist die weitere Anpassung des rechtlichen Rahmens, der Ausbau heimischer Kompetenzen durch Forschung und Entwicklung sowie eine stärkere Rolle der öffentlichen Hand bei der Gestaltung des zukünftigen Einsatzes automatisierter Mobilität.

© APA

Verkehrsminister Norbert Hofer: „Mit dem neuen Aktionspaket investiert das BMVIT in den nächsten Jahren über 65 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung rund um innovative multimodale Mobilitätslösungen, Verkehrstechnologien aber auch gesellschaftliche Fragestellungen. Über das automatisierte Fahren auf der Straße hinaus nehmen wir auch erstmals Schiene und den neuen Bereich der Drohnen in den Fokus. Wichtig ist es mir, dass sich die Bundesebene gemeinsam mit Ländern und Kommunen in Partnerschaft mit der Wirtschaft gestaltend bei der schrittweisen Einführung der neuen Technologien einbringt. Unsere Ziele sind dabei nach wie vor Verkehrssicherheit, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich.“

Kontaktstelle AustriaTech

Als Kontaktstelle für die Automatisierte Mobilität wird die AustriaTech fungieren. Sie ist in den meisten der 34 Maßnahmen involviert und wird die Umsetzung dieser in den erwähnten drei Handlungsfelder unterstützen. Konkret geht es dabei um 1. das Informieren, 2. das Sicherstellen von geregelten Rahmenbedingungen und 3. den Erfahrungsaustausch, welche gleichermaßen forciert werden sollen.

„Die Stärke des neuen Aktionspakets liegt im Einbeziehen aller relevanten Akteure und dem damit verbundenen Wissenstransfer. Nur wenn die Politik die Bedürfnisse der Forschung, der Industrie und der Nutzerinnen und Nutzer kennt, kann sie die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.“, erklärt Martin Russ, Geschäftsführer der AustriaTech.

„Das war bereits 2016 beim ersten Stakeholderprozess ein wichtiger Ansatzpunkt, der diesmal noch umfangreicher berücksichtigt wurde.“ In 34 definierten Maßnahmen, die bis 2022 umgesetzt werden sollen, wird der sinnvolle Einsatz von automatisierter Mobilität in den Vordergrund gerückt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erweiterung der möglichen Anwendungsszenarien und Testmöglichkeiten sowie auf der Stärkung der dafür notwendigen Lösungskompetenzen von heimischen Unternehmen.

Die Kontaktstelle Automatisierte Mobilität der AustriaTech wird sich ab sofort neben dem Beraten bei Einreichungen für das Testen auch verstärkt diversen Dialogformaten und dem Monitoring widmen. „Um proaktiv neuen Entwicklungen und Trends begegnen zu können, setzen wir auf den Dialog: einerseits mit bereits involvierten Stakeholdern und Testenden, um gemeinsam Erfahrungen auszutauschen und daraus zu lernen. Andererseits mit neuen Gruppen oder potenziellen Anwendungsfällen, wie zum Beispiel Automatisiertes Fahren im städtischen Kontext“, so Russ. Diese Maßnahmen ermöglichen es bereits heute Raum für zukünftige Anforderungen zu schaffen.

Internationale Position stärken

Neben dem jährlich erscheinenden Monitoringbericht zu Automatisierter Mobilität wird von der Kontaktstelle auch ein Katalog erarbeitet werden, der alle zugelassenen Fahrzeugfunktionalitäten und Anwendungsmöglichkeiten im Verkehrssystem listet. Gemeinsames Ziel dieser Maßnahmen ist es, bestehende Erkenntnisse und Rahmenbedingungen transparent zu machen und gleichzeitig neue, sich daraus ergebende Möglichkeiten aufzuzeigen.

Neben österreichweiten Aktivitäten wird mit dem Aktionspaket auch die internationale Positionierung gestärkt. „Eine unserer Aufgaben ist es, unsere jahrelange Expertise aus internationalen Projekten in die Kontaktstelle einzubringen“, betont Russ. Aspekte, wie die Auswirkungen eines zunehmenden Mischverkehrs oder der grenzüberschreitende Austausch sicherheitsrelevanter Verkehrsinformationen stehen hier im Vordergrund und werden dadurch auch in den Maßnahmen des neuen Aktionspakets thematisiert.

„Derart komplexe Entwicklungen, wie bei automatisierter Mobilität, brauchen Zeit. Dadurch, dass wir kontinuierlich im Austausch mit den nationalen Playern sind und über den Tellerrand hinausblicken, wollen wir Österreichs gute Position weiter stärken.“ so Russ weiter.

Österreich demnächst Gastgeber für hochrangigen Dialog

Fragen rund um eine integrierte Einbindung automatisierter Mobilität in unsere Verkehrssysteme werden in ganz Europa intensiv diskutiert. Schon seit 2017 findet daher regelmäßig ein Austausch der Mitgliedsstaaten statt.

Unter dem Motto Beyond SAE Levels: Towards Safe & Sustainable Mobility kommen rund 100 Experten und Expertinnen aller Mitgliedsstaaten, der Europäischen Kommission, aus Industrie- und Konsumentenverbänden und der Forschung noch diesen Herbst in Österreich zusammen. Sie werden bei ihrem Treffen über rechtliche, organisatorische und verkehrspolitische Einführungsperspektiven von integrierten automatisierten Mobilitätsangeboten, wie zum Beispiel Shuttles und Pods, diskutieren.

Die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern ist von herausragender Bedeutung. Verkehrsminister Hofer hatte bereits im März 2018 im Beisein von EU-Verkehrskommissarin Bulc ein Memorandum of Understanding mit Ungarn und Slowenien unterzeichnet.

Kompetenzkarte zum Automatisierten Fahren: Vorzeigeprojekte in Österreich.

Service

So entstand das Aktionspaket.

Länderreport: Wettlauf oder Harmonisierung zum Automatisierten Fahren?

Tipp

Die ExpertInnen des BMVIT stehen für weitere Informationen bereit und freuen sich über Feedback, Erwartungen, Erlebnisse, Vorschläge aus der Bevölkerung. Unter folgendem Link können Sie Kontakt auch dazu mit dem Ministerium aufnehmen: Servicebüro des BMVIT.

Automatisiertes Fahren kann für mehr Verkehrssicherheit sorgen und ist zugleich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon jetzt sind österreichische Autozulieferbetriebe in vielen Bereichen des automatisierten Fahrens international gefragt. Das neue Aktionspaket Automatisierte Mobilität für den Zeitraum 2019-2022 setzt den Fokus auf Straße, Schiene und Luftfahrt (Drohnen). 65 Millionen Euro an Förderbudget stehen zur Umsetzung von 34 Maßnahmen im Bereich Technologieförderung, legislativer Anpassung, gesellschaftlicher Dialog, Einbindung der öffentlichen Hand und Aufbau der Kompetenz im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion bereit.