Kategorie Innovation & Technologie - 22. September 2016

Paket zur Förderung von Elektromobilität im November


APA/APA/BMVIT/Johannes Zinner

Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) will ein Paket zur Förderung von Elektromobilität vorlegen. Gemeinsam mit Umweltminister Andrä Rupprechter will er die Maßnahmen im November präsentieren, sagte er am Rande eines Besuchs des Silicon Valley in Kalifornien. Auch eine Arbeitsgruppe zu dem Thema soll gebildet werdn.

„Die Mobilität der Zukunft muss umweltfreundlicher, sicherer und komfortabler sein als die derzeitige Mobilität“, unterstrich der Verkehrsminister. Die Österreicher müssten von den Vorteilen profitieren könne. Die Elektromobilität sei von den alternativen Antrieben das vielversprechendste Angebot und werde neben Benzin und Diesel die dritte Säule bilden. Ziel seien alltagstaugliche, zuverlässige und leistbare Fahrzeuge.

Das E-Mobilitäts-Paket werde derzeit noch erarbeitet. Enthalten sein sollen finanzielle und nicht-finanzielle Anreize zum Kauf eines E-Autos, sagte Leichtfried vor österreichischen Journalisten. Der Kauf eines E-Autos könne finanziell gefördert werden – was allerdings bei den derzeitigen Preisen von 70.000 Euro und mehr für einen Tesla kaum ein Argument sein werde, ein E-Auto zu erwerben. Der Minister erwartet jedenfalls, dass die Preise sinken und die Batterien der Fahrzeuge besser werden.

Privilegien für E-Autofahrer

Weiters sollen Privilegien für E-Autofahrer den Anreiz zum Kauf erhöhen, etwa Gratis-Parken. Da dafür Länder und Gemeinden zuständig seien und dadurch Einnahmenausfälle hätten, müssten diesbezüglich noch Gespräche geführt werden. Leichtfried zeigte sich zuversichtlich, dass nicht nur der Bund einen Beitrag zur Förderung der Elektromobilität in Österreich leisten werde. Weiters könnten E-Autos dort fahren dürfen, wo herkömmliche Autos nicht fahren dürfen, etwa in Umweltzonen in Innenstädten. Die Öffnung von Busspuren für E-Autos kann sich Leichtfried eher nicht vorstellen, da der öffentliche Verkehr Vorrang vor dem Individualverkehr haben solle.

Um den E-Autos Privilegien wirksam einräumen zu können, müssen sie schnell als solche identifizierbar sein. Daher soll eine leicht erkennbare Kennzeichnung von E-Autos geschaffen werden.

Bis zum Jahr 2020 soll in Österreich eine flächendeckende Infrastruktur für den Betrieb von E-Autos errichtet werden. Dabei sei es kein Hindernis, dass es derzeit keine einheitliche Ladesituation der Anbieter gebe, meinte der Minister. Als Beispiel verwies er auf Norwegen, wo die Ladestationen drei gängige Systeme nebeneinander anbieten.

Arbeitsgruppe soll Strategien erarbeiten

Eine eigene Arbeitsgruppe soll als Beratungsgremium für das Ministerium fungieren. Darin werden Experten aus dem BMVIT sowie der in den USA besuchten Autokonzerne Tesla und BMW vertreten sein. Auch weitere Unternehmen sowie Interessensverbände und Universitätsinstitute könnten an der Arbeitsgruppe teilnehmen, betonte der Minister. Ziel sei es, Strategien für Österreich zu erarbeiten.

Derzeit liegt der Anteil der Elektro-Autos in Österreich nur bei 0,2 Prozent. Im ersten Halbjahr 2016 wurden 2.000 E-Autos neu zugelassen, insgesamt fahren 10.000 E-Fahrzeuge auf Österreichs Straßen. Mit der Initiative soll der Anteil deutlich erhöht werden. Auf einen Zielwert bis 2020 wollte sich Leichtfried nicht festlegen.

Automatisiertes Fahren wird erprobt

Auch das Thema automatisiertes Fahren, wenn also das Fahrzeug die Funktion des Lenkers ganz oder teilweise übernimmt, kommt langsam in Schwung. Per Ende August lagen drei Anträge für Verordnungen für Straßentests und sechs Förderanträge für Vorstudien für den Ausbau von Testumgebungen vor, sagte Leichtfried. Die Anträge müssten jetzt geprüft werden. Das Verkehrsministerium stellt ein Förderpaket von über 20 Mio. Euro für Tests und Evaluierung des automatisierten Fahrens zur Verfügung.

Der Verkehrsminister erwartet sich mehr Sicherheit im Straßenverkehr durch die neue Technologie: Durch automatisiertes und vernetztes Fahren könnten laut Experten 70 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr verhindert werden. Auch für die heimische Industrie sei es wichtig, hier an den neusten Entwicklungen mitzuforschen: 650 Unternehmen mit 175.000 Mitarbeitern in der Kfz-Zulieferindustrie seien ein bedeutender Faktor. In Bereichen wie Robotik, Sensorik und Bildverarbeitung gebe es sehr gute österreichische Unternehmen mit Chancen am Weltmarkt. Mit der im Juli beschlossenen KFG-Novelle habe Österreich die gesetzliche Lage für autonomes Fahren klar geregelt, betonte der Minister. Österreich sei hier weiter als die USA, wo die Autokonzerne bereits testen. „Vielleicht werden einige Tests auch bei uns stattfinden“, meinte Leichtfried.

Bei seinem Aufenthalt in Kalifornien besuchte der Minister mit einer Expertendelegation den Elektroautohersteller Tesla, Google und BMW. Tesla setzt ganz auf selbstgebaute Elektroautos mit „Autopilot“-Funktion auf der Autobahn, die derzeit ab ca. 65.000 Dollar zu kaufen sind. Google erprobt das Google Auto, das sich als E-Auto ohne Lenkrad praktisch voll auf die Automatisierung verlässt – der Fahrer kann nur noch bremsen. Dafür müssen aber vorher die befahrenen Strecken sehr genau elektronisch erfasst werden. Auch BMW bietet eine wachsende Elektroflotte an, separat wird zum automatisierten Fahren geforscht. Beim deutschen Autokonzern glaubt man nicht, dass die Verbrennungsmotoren so schnell total vom E-Auto ersetzt werden können, daher ist das automatisierte bzw. assistierte Fahren auch in herkömmlichen Autos ein großes Thema.