21. April 2016

Rauschbrille und Marsmission

Nur alle zwei Jahre treten bei der Langen Nacht der Forschung Wissenschaftler aller Disziplinen vor den Vorhang. Sie zeigen, woran sie das ganze Jahr arbeiten: leicht verständlich, unterhaltsam und an Orten, die sonst meist nicht zugänglich sind. Die Veranstalter versprechen heute von 17 bis 23 Uhr jedenfalls eine breite Leistungsschau. So viele Unis, Forschungseinrichtungen und Unternehmen wie noch nie sind dabei: Bei freiem Eintritt erwarten die Besucher 2200 Stationen an 250 Standorten. Es gibt ein Kinderprogramm, in einigen Städten fahren kostenlose Shuttle-Busse. „Die Presse“ hat einige Empfehlungen zusammengestellt:

Am Ring verbindet bereits tagsüber – von 10 bis 19 Uhr – eine Straßenbahn verschiedene Forschungsstationen. Um 20 Uhr beginnt auf dem Heldenplatz das Österreich-Finale des Science Slam, der „Staatsmeisterschaft“ für unterhaltsame Forschung-Kurzpräsentationen. Auch das „Wissenschaftsbuch des Jahres“ wird dort prämiert. Bahnbrechende Ideen von Jungforschern werden beim Falling Walls Lab im Technischen Museum Wien ausgezeichnet. Neben zahlreichen Unis nimmt erstmals auch die Internationale Atomenergiebehörde teil: Kurz vor dem 30. Jahrestag des Reaktorunfalls in Tschernobyl am Dienstag mit Hintergrundinformationen zur Nuklearwissenschaft. Und die ZAMG startet einen Wetterballon und zeigt, wie Blitzmessung funktioniert.

Lässt sich mit einem 3-D-Drucker menschliches Gewebe herstellen? Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria erklären, wie es geht. Zu Gast am Standort Klosterneuburg sind zudem Geophysiker des Conrad-Observatoriums, die Einblicke in die Entstehung von Erdbeben und Sonnenstürmen geben, oder Verhaltensforscher des Ernstbrunner Wolfsforschungszentrums. Und die FH St. Pölten lädt zu einem virtuellen Stadtspaziergang.

Am Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften können die jüngsten Gäste mit einem ferngesteuerten Modell eines Mars-Rovers eine Spritztour über die nachgebaute Oberfläche des Roten Planeten unternehmen. Mikrobenalarm gibt es an der Grazer Med-Uni: Unter dem Titel „Eine schrecklich nette Familie“ zeigen Forscher die Vielzahl an Mikroorganismen in, an und um uns und ihre Funktionen.
Wie wird aus Holz Treibstoff? Das erfährt man am Technikum Güssing. Die FH Burgenland zeigt ein Dampfkraftwerk im Miniformat und an der HTL Pinkafeld sind Flugroboter im Einsatz. Am TechLab in Eisenstadt können sich Besucher mit dem Stereomikroskop auf Spurensuche bei Werkstoffenbegeben oder durch die rosarote Brille Einsichten in den menschlichen Körper gewinnen.

Das Gelände der Alpen-Adria-Universität und des Lakeside Science & Technology Park wird in Kärnten zur Bühne für die Wissenschaft. Dort können Besucher einen Roboterarm mit der Kraft der Gedanken bewegen oder ihre Fahrkünste in einem Autorennen am Fahrzeugsimulator testen. Auch eine Performance zur Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraubsist angekündigt.

Mit 558 Stationen an 94 Orten gibt es in Oberösterreich am meisten zu sehen. Ein Vitamin als fluoreszierenden „Spürhund“ nutzen können etwa Besucher am JKU Life Science Center. Dort steht auch die genaueste Waage der Welt. Die Anton-Bruckner-Privatuniversität öffnet ihr interaktives Klanglabor, die Firma Bilfinger Maschinenbau vermisst einen Raketen-Tankdeckel.

Einzigartige Instrumente wie das Drachenfagott gibt es im Salzburg-Museum zu bewundern. An der Uni kann man Allergenen unter dem Mikroskop „ins Auge sehen“. Das Aerospace Research Center lädt zum Rundflug mit dem Flugverkehrssimulator. Und die FH Salzburg zeigt, wie ein Fernseher mit einem Mixer kommuniziert.

Mit Sporen in Petrischalen malen können Kinder und Erwachsene im Centrum für Chemie und Biomedizin. An der Uni Innsbruck öffnet ein 3-D-Kino mit Simulationen aus der Astrophysik. Mit der sogenannten Rauschbrille können Kinder am MCI Management Center Innsbruck erfahren, was übermäßiger Alkoholkonsum bedeutet.

Im westlichsten Bundesland liegt der Fokus auf der angewandten Forschung. Das Zumtobel-Werk präsentiert Lichttechnologie. Bei der Firma Blum kann man mit einem Raumanzug in die Zukunft reisen. (Von Alice Grancy, Die Presse)

Mehr: www.langenachtderforschung.at