Kategorie Innovation & Technologie - 21. September 2018

Rekordjagd: Wiener Studenten wollen mit Rakete Rand des Weltalls erreichen

Das Space Team der Technischen Universität (TU) Wien will mit seiner zweistufigen Rakete den Rand des Weltraums erreichen. Mit dem für das Wochenende geplanten Start in der Wüste von Nevada (USA) soll der europäische Rekord für Studententeams gebrochen werden, der bei 32,3 Kilometern Flughöhe liegt. Das aus Studenten gebildete Space Team hofft, mit seiner Rakete auf 100 Kilometer vorzudringen.

 

Eine verbindliche Grenze für den Beginn des Weltraums gibt es nicht. Die US-Weltraumorganisation NASA hält sich an eine Definition der Federation Aeronautique Internationale, die die Grenze auf eine Höhe von 100 Kilometern gelegt hat, schreibt Astronom Florian Freistätter in seinem Wissenschaftsblog Astrodicticum simplex. Dort liegt die sogenannte Karman-Linie – die Atmosphäre ist in dieser Höhe bereits so dünn, dass ein Flugzeug so schnell fliegen müsste, dass die Zentrifugalkraft größer als die aerodynamischen Kräfte ist.

Zweistufige Rakete

„Um die gewünschte Höhe zu erreichen, haben wir uns für eine zweistufige Rakete entschieden“, sagt Chief Engineer Andreas Bauernfeind. Die erste Stufe brennt laut Projektmanager Christian Plasounig etwa dreieinhalb Sekunden lang, in einer Höhe von ungefähr zwölf Kilometern wird daraufhin die zweite Stufe gezündet.

Die Rakete ist rund vier Meter lang und wiegt inklusive Treibstoff rund 28 Kilo. Für den Antrieb verwendet das Team kommerzielle Raketentriebwerke, die mit Festbrennstoff betrieben werden. Das Elektronik-System wurde von den Studenten selbst entwickelt und gebaut. Als Material haben sie spezielle glasfaserverstärkte Polymere gewählt, von dem sie hoffen, dass es die extreme Belastung standhält. Vor allem durch den Luftwiderstand wird die Rakete extrem heiß.

Das Space Team hat bereits zahlreiche kleinere Testflüge mit ein- und zweistufigen Raketen durchgeführt. In Österreich lassen sich aber Rekordhöhen aus Sicherheitsgründen nicht erreichen, weshalb die Studenten in die Wüste von Nevada ausweichen, wo einmal im Jahr Raketen-Teams ihre Entwicklungen testen. Das The Hound Team ist inzwischen in den USA angekommen und startet nun Richtung Nevada, um dort die letzten Vorbereitungen für den Launch am Wochenende zu treffen. Der Start der Wiener Rakete ist für 22. oder 23. September geplant.

Interview mit Moritz Novak, Vorstandsmitglied des Space Teams, zum Projekt The Hound.

Service: www.spaceteam.at

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.