Kategorie Innovation & Technologie - 4. Oktober 2016

„Science-Fiction ist eine gewaltige Quelle der Inspiration“

Gernot Grömer ist Obmann des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF). Das ÖWF beschäftigt sich intensiv damit, wie zukünftige Mars-Missionen oder die Besiedlung fremder Planeten aussehen könnten. Alles Vorstellbare sei auch machbar, sagt Gernot Grömer im Interview.

Heuer feiern wir das 50-Jahr-Jubiläum von „Star Trek“. Auch im aktuellen Kinofilm „Star Trek Beyond“ rettet die Technik Kapitän Kirk und seine Mannschaft aus brenzligen Situationen. Allem voran steht das Beamen. Werden auch wir in der Lage sein, uns irgendwann von A nach B zu transferieren?

Gernot Grömer: Sag niemals nie. Ich würde nie die Umsetzung einer Idee aus einem Science-Fiction-Film ausschließen. Aber laut aktuellem Forschungsstand könnte es noch lange dauern. In zehn Jahren können wir gerne noch einmal darüber reden.

Städte im All – von Menschenhand erschaffen, Reisen mit Warp-Geschwindigkeit oder Funkkontakt zur Erde vom Rand der Milchstraße: Wo liegen die Grenzen der Naturwissenschaft und wo beginnt Science-Fiction?

Science-Fiction ist eine gewaltige Quelle der Inspiration und fordert uns WissenschafterInnen auf zu sagen: Warum eigentlich nicht? Technologie, die in der Raumfahrt eingesetzt wird, wurde oft von Filmen inspiriert und umgekehrt. Filmproduzenten lassen sich wiederum von der Wissenschaft beflügeln. Was galt vor einigen Jahren noch als Science-Fiction und ist heute bereits Realität? Man denke nur an die Kommunikatoren aus Star Trek, die ein Vorreiter der heutigen Handys waren. Oder die Tatsache, dass wir Roboter auf einen anderen Planeten schicken und von der Erde aus steuern können. Das ist heute sogar Alltag. Und stellen Sie sich einen Chirurgen vor, der bei einer Operation einen Roboter über den Computer steuert. Das alles ist längst keine Science-Fiction mehr.

Welche Science-Fiktion-Idee wird definitiv nie realisiert?

Ich wüsste kein einziges Beispiel, wo ich mich trauen würde, zu sagen: Nein, das wird es nie geben. Denn Physikerinnen haben auch einmal behauptet, dass man nicht fliegen oder sich schneller als ein Pferd fortbewegen kann und dann kam jemand und hat das Gegenteil bewiesen. Selbst beim Warp-Antrieb sollten wir uns die Möglichkeit zur Realisierung offen lassen.

Warum sehnen wir uns so sehr danach, andere Welten zu erforschen? Da gibt es einige Gründe: Die Hoffnung auf Träume, die noch nicht geträumt sind. Der Drang, uns auszudehnen. Unsere Neugierde zu befriedigen. Der Antrieb, auf Neues zu stoßen. Ich garantiere Ihnen, da draußen ist etwas, das darauf wartet, von uns entdeckt zu werden. Wie entscheidend ist die Fantasie in der Forschung? Ich glaube, dass sie die Nährlösung dafür ist. Fantasie ist das, was man als Wissenschaftlerin kultivieren muss. Dieses kindliche Herangehen und die Vorstellung von einer anderen Welt sind notwendige Voraussetzungen für Veränderungen.

An welchem Projekt arbeitet das Österreichische Weltraum Forum derzeit?

Seit einigen Jahren forschen wir an einem Raumanzug für Missionen auf dem Mars.

Wird der Anzug aus Österreich irgendwann tatsächlich am Mars eingesetzt?

Unser Anzug wird noch einige Jahre weiter entwickelt, damit wir möglichst nahe an die Rahmenbedingungen am Roten Planeten herankommen. Das Essenzielle bei der Forschung ist nicht der Anzug selber, sondern die Applikationen daraus. Unser Ziel ist es, bei der ersten bemannten Marsmission zu sagen: Ein Stückchen davon ist rot-weiß-rot.

Welche Visionen haben Sie für die Zukunft?

In 40 bis 50 Jahren wird es Alltag sein, zum Mars zu fliegen und dort leben zu können. Möglicherweise sind wir auch die letzte Generation, die den Mond nur als unbesiedelten Himmelskörper kennt. Unsere Kinder werden zum Mond aufschauen und kleine glitzernde Punkte erkennen und sagen können: Wow, da oben leben Menschen!

INFObox: Das ÖWF organisiert die ASE 2016, ein internationales Treffen von AstronautInnen und KosmonautInnen in Wien.