Kategorie Innovation & Technologie - 8. März 2016

Städte für 8- und 80-Jährige

Flora Strohmeier ist Doktoratsstudentin an der TU Wien für Raumplanung und Raumordnung und forscht zu barrierefreier Mobilität. Sie ist eine von 13 Dissertantinnen und Dissertanten, die für ihre Forschung zum Thema Mobilität vom bmvit gefördert wurden. Wir haben ihr Fragen zu ihrem Dissertationsprojekt „Barrierefreie Mobilitätsangebote in einer altersgerecht gestalteten Stadt“ gestellt:

Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit bedeutet viel mehr, als man sich vorstellen kann. Kurz gesagt, es geht darum, Städte so zu planen, dass sie für 8-Jährige genauso gut sind wie für 80-Jährige. Bei barrierefreier Planung geht es nicht nur darum, den Straßenraum für behinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen zu gestalten. Er soll auch für nichtbehinderte Menschen komfortabler und einfacher zugänglich werden. Die weltweiten demografischen Entwicklungen zeigen, dass die Alterskurve weiter wächst – umso wichtiger ist barrierefreie Mobilität.

Barrierefreiheit in der Stadt?

Städte sind faszinierende und sehr attraktive Lebensräume für unterschiedlichste Personen. Nicht alle sind uneingeschränkt mobil und für diese Menschen wird die Außer-Haus-Mobilität zur Herausforderung. Das kann auf ältere Menschen, Eltern mit Kinderwägen, aber auch auf Menschen mit Verletzungen oder körperlichen Einschränkungen zutreffen. Genau um diese Zielgruppe geht es also, denn Städte, die für die „schwächeren“ Einwohnerinnen und Einwohner funktionieren, sind lebenswerter für alle.

Raumplanung und Raumordnung?

Ich bin eigentlich erst relativ spät auf das Studium gestoßen, denn ich habe den Bachelor in Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU abgeschlossen. Besonders spannend fand ich den Aspekt der Nachhaltigkeit in Städten und Regionen. Und so entschied ich mich für das Masterstudium an der TU.

Flora Strohmeier beim Walk21 Vienna Urban Labs © Wien Event_Fürthner

Methodik?

Das individuelle Mobilitätsverhalten erhebe ich anhand von Mobilitätstagebüchern. Nach dieser Form der Selbstbeobachtung führe ich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern persönliche Interviews, um das Bild zu vervollständigen. Außerdem dokumentieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die täglich zurückgelegten Wege über eine Woche (einmal im Sommer, einmal im Winter) mit dem Fokus auf Barrieren, die auf Alltagswegen auftreten können. Sie notieren den Zweck des zurückgelegten Wegs, die genutzten Verkehrsmittel und persönliche Eindrücke zu Sicherheit und Barrieren.

Arbeit?

Für meine Dissertation bin ich beim Kuratorium für Verkehrssicherheit angestellt. Dort arbeite ich nicht nur an meinem eigenen Forschungsprojekt, sondern bin auch in andere Projekte eingebunden. Oft geht es um die Maßnahmenentwicklung für die Verkehrssicherheit, aber auch darum, Projektberichte und Forschungsanträge zu schreiben. Genauso gehört die Teilnahme an Veranstaltungen (Präsentationen) und das Verfassen von Artikeln und Publikationen dazu.

Generell schätze ich es sehr, in einem interdisziplinären Umfeld zu arbeiten, weil dadurch Themen und Fragestellungen abwechslungsreich sind und man durch jedes Projekt etwas Neues lernen kann.

Zukunft?

Nachdem ich das Doktorat abgeschlossen haben werde, hoffe ich, in dem thematischen Bereich weiter arbeiten zu können. Ob das in Österreich sein wird oder vielleicht doch im Ausland, kommt auch darauf an, welche Möglichkeiten sich ergeben.

 

INFObox: Das bmvit förderte im Jahr 2013 auf zwei bis drei Jahre dreizehn Dissertantinnen und Dissertanten im Bereich Mobilität der Zukunft. Die Förderung soll den Dissertantinnen und Dissertanten auch Einstiegsmöglichkeiten in das Berufsleben der angewandten Forschung bieten. Das bmvit hat diese Förderung mit einem Vernetzungsformat verknüpft, das den Studierenden die Gelegenheit zum fachlich-inhaltlichen wie zum persönlichen Austausch geboten hat. Mehrmals jährlich fanden Workshops und Exkursionen in relevanten Unternehmen und Einrichtungen der angewandten Forschung statt.