Kategorie Innovation & Technologie - 11. Mai 2018

Umweltsatellit Sentinel zeigt malerische Aufnahmen der Erde

Der am 25. April ins All gestartete Umweltsatellit Sentinel-3B-Satellit hat erste Aufnahmen der Erdoberfläche übermittelt: Die Bilder, die die Europäische Raumfahrtagentur ESA veröffentlichte, zeigen einen Sonnenuntergang in der Antarktis, eine fast wolkenlose Ansicht von Nordeuropa und Eisstrudel im Meer vor Grönland. Der 1,5 Tonnen schwere Satellit gelangte an Bord einer Rockot-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Plessezk im Nordwesten Russlands ins All und ergänzt den Satelliten Sentinel-3A des europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. An Board befindet sich auch österreichische Technologie von RUAG und Siemens.

Das Satellitenpaar misst unter anderem Veränderungen der Erdoberfläche und der Ozeane. Beispielsweise erfassen sie die Farbe des Meeres, was Rückschlüsse auf die Sättigung mit Sauerstoff oder auf die Biomasse im Wasser zulässt. Auch die Dicke von Meereis können die Satelliten messen. Über Land wird aus dem All erfasst, wie dicht oder ausgedünnt die Vegetation ist. Bisher umkreisen die Satelliten die Erde mit einem Abstand von etwa 30 Sekunden, wie die ESA mitteilte.

Vor der Küste Grönlands tragen Wind und Meeresströmungen Treibeis in wirbelnde Bewegungen. Mit seinen Instrumenten kann der Sentinel-Satellit umfassende Daten über die Begleitumstände dieses Prozesses gewinnen: von der Oberflächentemperatur bis zur biologischen Produktivität der Meeresregion. © ESA

„Die Sentinel-Satelliten sind das Herzstück des europäischen Copernicus-Programms – dem umfangreichsten Erdbeobachtungsprogramm der Geschichte. Die Daten ermöglichen es uns, den Klimawandel mit bisher unerreichter Genauigkeit zu beobachten. Die Sentinel-3 Mission vermisst rund um die Uhr die Weltmeere, die Luftgüte und die Schnee- und Eisbedeckung. Damit verbessern wir unser Wissen über den Zustand der Erde und bekommen objektive Grundlagen für unsere Politik“, sagt Weltraumminister Norbert Hofer.

Antarktisches Panorama: So sieht es aus dem Orbit aus, wenn sich der Lichtwechsel eines Sonnenuntergangs über die Landschaft schiebt. © ESA

Österreich ist führend im Bereich der Auswertung von Sentinel-3 Messdaten. „Dieser Satellit ermöglicht die tagesaktuelle Messung von Schneebedeckung und Aerosolkonzentration in der Atmosphäre. Diese kleinen Partikel wie Wüstenstaub, Asche, oder industrieller Feinstaub haben einen bedeutenden Einfluss auf unser Wetter und unsere Gesundheit.“ erklärt Michael Aspetsberger von der Softwareschmiede Catalysts, die unter anderem im Bereich der der Satellitendatenprozessierung tätig sind. Das Innsbrucker Unternehmen Enveo erstellt täglich eine aktuelle, globale Schneebedeckungskarte. Daraus können etwa die verfügbaren Wasserreserven abgelesen werden.

Mit Erdbeobachtungsdirektor Josef Aschbacher ist derzeit ein Österreicher oberster „Weltvermesser“ der europäischen Weltraumagentur am Weltraumforschungsinstitut (ESRIN) in Frascati bei Rom.

Hierzulande stellt das Earth Observation Data Center (EODC) in Wien ein vollständiges, mehrere Petabyte umfassendes Archiv von Sentinel-Daten bereit, das von Wissenschaftlern und Organisationen aus der ganzen Welt genutzt wird. Durch die Beobachtungen von Sentinel-3B wird auch der Wert des Datenzentrums weiter anwachsen.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.