Kategorie Innovation & Technologie - 29. April 2020

Weltraumteleskop CHEOPS lieferte erste Daten über Exoplaneten

Nach umfangreichen Tests im All wurde das im Dezember gestartete ESA-Weltraumteleskop CHEOPS nun für „wissenschaftsreif“ erklärt. Alle Systeme funktionieren, „sogar besser als erwartet“, so Andrea Fortier von der Uni Bern, die das Inbetriebnahme-Team des Missionskonsortiums leitete, an dem auch österreichische Forscher beteiligt sind. CHEOPS lieferte bereits erste Daten über Exoplaneten.

Auf dem Bild ist der Stern HD88111 zu sehen, von dem CHEOPS Aufnahmen sendete. © ESA/Airbus/Cheops Consortium

CHEOPS steht für „CHaracterising ExOPlanets Satellite“ und ist eine gemeinsame Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Schweiz. Insgesamt sind Wissenschafter aus elf europäischen Ländern beteiligt – aus Österreich das Institut für Astrophysik der Universität Wien, das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und die Weltraumfirma RUAG Space Austria.

Erstes Bild des als Ziel für CHEOPS gewählten Sterns im Sternbild Krebs nach dem Öffnen der Abdeckung. Durch die gewollte Defokussierung erreicht CHEOPS eine bessere photometrische Präzision. © ESA/Airbus/CHEOPS Consortium

Die Testphase erfolgte zum Teil während der Einschränkungen aufgrund der Coronapandemie und fast das gesamte Missionspersonal hat dafür seine Arbeit im Homeoffice verrichtet. Theresa Lüftinger vom Institut für Astrophysik der Uni Wien und eine der österreichischen Vertreterinnen im CHEOPS-Wissenschaftsteam zeigte sich in einer Aussendung begeistert von der Datenqualität des Satelliten.

Leben im Weltall

Ziel der Mission ist die Untersuchung bereits bekannter Exoplaneten, um unter anderem zu bestimmen, ob auf ihnen lebensfreundliche Bedingungen herrschen. „Wir können mit CHEOPS die Größe der Planeten mit unerreichter Genauigkeit messen, um dann in Kombination mit Daten aus früheren Beobachtungen zur Planetenmasse die Dichte, und damit ihre Beschaffenheit bestimmen“, so Lüftinger.

„Der kritischste Test bestand darin, die Helligkeit eines Sterns auf eine Abweichung von 0,002 Prozent genau zu messen“, erklärte der Astrophysiker Willy Benz von der Uni Bern. Diese Präzision ist erforderlich, um die Verdunkelung eines sonnenähnlichen Sterns zu messen, wenn ein erdgroßer Planet davor vorbeizieht – ein Vorgang, der als „Transit“ bezeichnet wird und der mehrere Stunden dauern kann.

Am Ende der Testphase hat CHEOPS zwei Sterne und ihre Exoplaneten beobachtet. Hauptziel der ersten Beobachtungen war laut Lüftinger der Planet KELT-11b, ein sogenannter Gasriese, der um 30 Prozent größer ist als Jupiter, sich aber noch näher an seinem Stern befindet als Merkur an der Sonne. Aus den Daten des achtstündigen Transits von KELT-11b vor seinem Stern haben die Wissenschafter den Durchmesser des Planeten mit enormer Genauigkeit bestimmen können: Er beträgt 181.600 Kilometer mit einer Unsicherheit von weniger als 4.300 Kilometer.

„Diese Messungen sind fünfmal genauer, als sie von der Erdoberfläche aus möglich wären und bilden erst einen Vorgeschmack darauf, was wir mit CHEOPS-Daten in den kommenden Monaten und Jahren alles erreichen werden“, betonte Lüftinger. Von der Erde aus sind so lange Transitereignisse nur schwer zu beobachten, weil die Nächte, in denen es möglich ist, so lange mit hoher Qualität zu beobachten, sehr selten sind.

apa/red

Die offizielle Website der Mission „CHEOPS – Characterising Exoplanet Satellite“ mit Livedaten zum aktuellen Standort von CHEOPS, sowie allen wissenschaftlichen Publikationen.

INFObox: Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ist zugleich auch Weltraumministerium und investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.