Kategorie Informationen & Tipps - 5. Juni 2020

Weltumwelttag: Ist jetzt Zeit für Veränderung?

Seit 1972 findet am 5. Juni der Weltumwelttag statt. In Erinnerung an die Eröffnung der ersten Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt in Stockholm an jenem Tag haben die Vereinten Nationen den 5. Juni zum jährlichen Tag der Umwelt erklärt. An diesem World Environment Day soll das Bewusstsein dafür gestärkt werden, dass es vor allem der Mensch selbst ist, der Vielfalt und Stabilität der Umwelt unseres Planeten bedroht.

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Im Vordergrund stehen dabei gesellschaftliche Grundlagen für ein verantwortungsbewusstes Verhalten – von Einzelpersonen, Unternehmen und Gemeinschaften – dem Umweltschutz gegenüber, um auch dem Klimawandel wirksam entgegensteuern zu können. Der Weltumwelttag bietet aber auch für das Klimaschutzministerium (BMK) so eine weitere Gelegenheit, auf seine Initiativen zum Klima- und Umweltschutz aufmerksam zu machen.

Weltweit beteiligen sich rund 150 Staaten an diesem Aktionstag. Auf allen Kontinenten setzen an diesem Tag Menschen jeder Herkunft, Konfession und jeden Alters ein gemeinsames Zeichen für einen ressourcenschonenden Umgang mit unserem Planeten. Mit unterschiedlichen Veranstaltungen, Aktionen und Maßnahmen wird an diesem Tag die ökologische Courage gefördert und darauf aufmerksam gemacht, dass Schutz und Gesundheit der Umwelt keine Nischenthemen – im Gegenteil – dringendste Anliegen sein müssen, die sowohl mit dem Wohlergehen der Menschen als auch der globalen wirtschaftlichen Entwicklung Hand in Hand gehen.

Aktualität erlangt dieses Thema ausgerechnet durch eine andere Krise: 2020 wird nach wie vor von der Coronakrise dominiert. Diskussionen wie man eine Krise in Form einer Pandemie bewältigt und dadurch eine andere globale Katastrophe – die Klimakrise – nicht aus den Augen verlieren darf, sind allgegenwärtig. Wenn auch momentan mit ungewissem Ausgang.

Klimaschutz für den Aufschwung

In Österreich ist man dabei, das COVID-19-Konjunkturpaket mit den sogenannten Coronahilfen für Investitionen in eine klimafreundliche Wirtschaft zu nützen. Die Förderung von erneuerbaren Energien und grünen Technologien könnten sich so abermals als Konjunkturmotor erweisen, der Umstieg auf saubere Energieträger und deren Ausbau zur Schaffung von Arbeitsplätzen dienen. Die Krise also als grüne Chance? Von den Investitionszuschüssen für Kommunen im Zuge der Coronahilfen, in welchem der Bund 50 Prozent von Investitionsprojekten übernimmt, sollen 20 Prozent der Mittel für ökologische Maßnahmen verwendet werden, wodurch 200 Millionen Euro für Klimaschutzprojekte in Städten und Gemeinden zur Verfügung stehen.

Das Klimasekretariat der Vereinten Nationen hat anlässlich des Weltumwelttages eine neue Initiative im Kampf gegen die Erderwärmung initiiert. Die Kampagne steht unter dem Motto Race to Zero – gemeint ist das Ziel, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid möglichst auf Null zu senken. Österreich hat sich verpflichtet, dieses Ziel zehn Jahre früher zu erreichen, um bis 2040 Klimaneutralität zu erlangen.

Die Pandemie zeigt abermals, dass nicht nur zur Bekämpfung derselben gemeinsames Handeln notwendig ist, sondern auch in Hinblick auf den Umwelt- und Klimaschutz, der zu keinem Zeitpunkt an Aktualität verloren hatte. Zwar sorgte der weltweite Lockdown für einen geringeren Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen und auch in Österreich zeigten Auswertungen des Umweltbundesamts im Frühjahr deutliche Rückgänge der Schadstoffbelastung.

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Auswirkungen auf die Treibhausgase in höheren Schichten der Atmosphäre, wie am Sonnblick-Observatorium der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), wären aber, wenn überhaupt, frühestens in ein paar Monaten festzustellen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnten aufgrund dieser Daten eindringlich davor, kurzfristig saubere Luft mit langfristigen Klimaschutz-Fortschritten zu verwechseln.

„Die Klimakrise ist die große Frage unserer Zeit. Wenn die Klimakrise einmal da ist, dann geht sie nicht mehr weg. Dann wird der Krisenzustand zum Dauerzustand. Deshalb brauchen wir jetzt engagierte und ambitionierte Taten,“ so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Ungesunde Klimakrise

Die Folgen des Klimawandels stellten außerdem eine erhebliche und zunehmende Bedrohung für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung dar, wie Gewessler gemeinsam mit Gesundheitsminister Rudi Anschober und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter anlässlich des Weltumwelttages konstatierte.

Starke Hitzewellen und Extremwetter setzen unserer Gesundheit zu. Aber auch massive wirtschaftliche Schäden, etwa durch Ernteausfälle, und die begünstigte Ausbreitung von Infektionskrankheiten sind Folgen des Klimawandels. „Gegen die Klimakrise gibt es keine Impfung. Wenn wir nichts unternehmen, werden wir künftig mit jährlichen Gesundheitskosten von bis zu zehn Milliarden Euro rechnen müssen“, so Gewessler in einem Pressestatement. „In diesen herausfordernden Zeiten braucht es daher engagierte und ambitionierte Taten. Deswegen ist es bereits jetzt wichtig, dass wir rasch Handeln und die Weichen in Richtung Klimaschutz stellen. Damit investieren wir in unsere Gesundheit sowie Zukunft und stellen uns den Auswirkungen der Klimakrise entgegen.“

Starke Hitze, Trockenheit, Feinstaub- und allergene Pollenbelastungen führen gerade in Ballungsräumen zu gesundheitlichen Folgeschäden. Derzeit sterben jährlich mehrere hundert Personen an den Folgen von Hitze(wellen). Allein im Jahr 2019 hatte Österreich 198 tragische Hitzetote zu verzeichnen. Insbesondere Kinder, ältere Menschen, Herz-Kreislauf-Patientinnen und Patienten sowie jene mit Atemwegserkrankungen sind besonders betroffen. Sogar die zunehmende Verbreitung von Infektionskrankheiten werden durch den Klimawandel begünstigt. Bisher in unseren Breitengraden nicht verbreitete Erreger werden durch die erhöhten Temperaturen bei uns heimisch. Aber auch die potentielle Gefahr durch das Auftauen von Permafrost führt zur Wiederbelebung und Verbreitung teils unbekannter Bakterien- und Virenstämme.

Eng verknüpft mit der Klimakrise ist auch der Verlust an biologischer Vielfalt, sie wirken gegenseitig sogar verstärkend. Die Wiederaufforstung, Sanierung von Böden und Wiederherstellung von Feuchtgebieten, Schaffung grüner Oasen, auch in Städten, ist notwendig, um eine bis 2030 merkbare Eindämmung des Klimawandels zu erreichen.

Lebenswichtige Artenvielfalt

Biodiversität ist absolut überlebenswichtig – für unseren Planeten und unsere Wirtschaft, die ebenfalls zu großen Teilen von der Natur getragen wird – die Hälfte des weltweiten BIP (40 Billionen Euro) steht in Abhängigkeit zur Natur. Sie liefert uns Nahrung, Arzneimittel oder Baustoffe. Biologische Vielfalt und intakte Ökosysteme bieten uns Erholung und sind damit auch wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Sie sorgen für saubere Luft und sauberes Wasser und sind Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Die Verwandlung von Abfällen in neue Ressourcen, Bestäubung, Düngung von Nutzpflanzen – das und vieles mehr wäre ohne Biodiversität schlicht undenkbar.

Es ist keine zwei Wochen her, dass mit der Woche der Artenvielfalt auch an den weltweiten Artenschwund erinnert wurde. Das Ausmaß dessen ist in der Tat erschreckend: Weltweit droht eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten zu verschwinden, wie ein Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES aus dem vergangenen Jahr prognostiziert. Österreich, als eines der artenreichsten Länder Mitteleuropas, ist davon besonders betroffen.

Reden wir über Bienen: Ideenwettbewerb zum Schutz der Insekten

Um die Ökosysteme Europas auf den Weg einer Erholung zu bringen, hat die EU eine ambitionierte Biodiversitätsstrategie formuliert. Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen geschützt sein, ein Drittel davon streng. Im Programm dieser wird auch ein strengerer Schutz der verbleibenden Primär- und Urwälder in der EU sowie ein neuer Rechtsrahmen für Renaturierung festgeschrieben, zudem soll der Einsatz chemischer Pestizide um die Hälfte gemindert sowie auf einem Viertel der Agrar-Flächen ökologischer Landbau betrieben werden.

Auch die österreichische Bundesregierung plant die Schaffung eines Biodiversitätsfonds für die Umsetzung der im Regierungsprogramm vorgesehenen Biodiversitätsstrategie. Dieser Fonds soll jene Schutzmaßnahmen zugunsten der Artenvielfalt finanzieren, die bislang nicht von der Gemeinsamen Agrarpolitik abgedeckt werden. Das BMK als Umwelt- und Klimaschutzministerium ist hier federführend und hat sich zur Förderung des Naturschutzes ebenfalls verpflichtet, neue Nationalparks und Wildnisgebiete einzurichten. Zudem wird das BMK den sechs österreichischen Nationalparks 1,5 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen. Mit dem Geld sollen finanzielle Folgen der Coronapandemie abgefangen und Nationalparkprojekte im Sinne der Artenvielfalt gefördert werden.

vielfaltleben: Woche der Artenvielfalt gestartet

Gemeinsam mit dem Naturschutzbund hat das BMK bereits 2009 die Kampagne vielfaltleben initiiert, eine bisher einmalige Initiative zum Schutz der Biologischen Vielfalt in Österreich. Der Naturschutzbund nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, weitere Partner sind unter anderem der WWF und Birdlife. Ziel der Initiative ist es, dem Verlust der Artenvielfalt in Österreich entgegenzuwirken und die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.

Momentan läuft darin ein Jugendprojekt unter mit Titel ich und die Vielfalt, das den direktem Zusammenhang von Veränderungen der Biodiversität mit unseren Lebensstilentscheidungen aufzeigen soll. Die Erhaltung der Biodiversität und der Ökosystemleistungen seien kein Selbstzweck, sondern insbesondere auch Grundlage für den Erhalt unserer Sozialgesellschaft und einer nachhaltigen Entwicklung. So soll dieses Thema insbesondere Jugendlichen mit unterschiedlichen Lebensvorstellungen und Werten verständlich gemacht werden.

Per Alpenkonvention zu nachhaltigem Bauen & alpinem Interrail

Des weiteren zählen Kommunen zu den wichtigsten Akteuren im Naturschutz. Denn Sie haben großen Einfluss auf die Flächennutzung und darauf, wo Vielfalt erhalten bleibt und wo sie verschwindet. Mit den Gemeindenetzwerken des BMK sollen sie bei der Gestaltung von Schulgebäuden, von Friedhöfen, Straßenrändern, Parks und öffentlichen Flächen eine Vorbildfunktion übernehmen, der Natur Raum gegeben und sich aktiv für sie eingesetzt werden.

Umweltzeichentag

Just am Weltumwelttag findet auch der Umweltzeichen-Tag statt. In Österreich wird heuer mit diesem Tag deutlich, dass nachhaltiges Wirtschaften trotz Coronakrise ein unablässliger Weg ist. Unternehmen und Bildungseinrichtungen mit dem Österreichischen Umweltzeichen beteiligen sich mit vielfältigen Aktionen und rufen zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen auf.

„Viele heimische Unternehmen leisten als Träger des Österreichischen Umweltzeichens bereits einen wichtigen Teil zum nachhaltigen Wirtschaften. Gerade in der Corona-Krise haben wir gesehen, dass es mutige Lösungen und Maßnahmen braucht. Diesen Mut brauchen wir auch im Kampf gegen die Klimakrise“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Unternehmen und Bildungseinrichtungen, aber auch Tourismusbetriebe, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind, haben Nachhaltigkeit als gemeinsames Ziel und nutzen den Aktionstag, um auf Umwelt- und Klimaschutz aufmerksam zu machen: Vom Aufforstungsprogramm mit über 1.000 Setzlingen im Salzburger Lungau, über die Nachzeichnung des Weges zu Wiens erstem Grünen Museum, einem Webinar zu Nachhaltigkeit in der Vermögensverwaltung bis hin zu Aktionen der Tourismusbranche reichen die Initativen.

SERVICE: Alle Aktionen, die von Unternehmen mit dem Österreichischen Umweltzeichen gesetzt werden, sind hier zu finden.