Kategorie Innovation & Technologie - 4. Dezember 2018

Wettersatelliten mit Sensoren aus Graz fliegen ins All – Sojus mit Wachablösung zur ISS

Countdown für Weltraumwettersatellit – IWF Graz hebt dieses Jahr zum vierten Mal ab – Sojus erfolgreich an ISS angedockt

Zwei Satelliten, die im Abstand von sechs Monaten gestartet werden, sollen nicht nur das Wetter auf der Erde vorhersagen, sondern auch das Weltraumwetter erforschen. Der Start von GEO-KOMPSAT-2A vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ist für den Abend des 4. Dezember vorgesehen.

Mit an Bord sind zwei Magnetfeldsensoren, die vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beigesteuert wurden.

Die Mission GEO-KOMPSAT-2 (Geostationary Korea Multi-Purpose Satellite-2) umfasst zwei Satelliten, die in einer Höhe von bis zu 36.000 Kilometern über Korea rund zehn Jahre lang Messungen durchführen werden. Sie wurden von der Luft- und Raumfahrtagentur Südkoreas (KARI) gebaut und sollen vor allem meteorologische Beobachtungen durchführen. GEO-KOMPSAT-2A (GK-2A) ist auch mit Zusatzinstrumenten für die Erforschung des Weltraumwetters ausgestattet.

Magnetometer mit vier Sensoren aus Graz

Das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat sich mit einem sogenannten Vier-Sensoren-Magnetometer (SOSMAG) am Satelliten GK-2A beteiligt. Die Europäische Weltraumorganisation hatte im Rahmen des ESA-Programms zur Weltraumüberwachung den Auftrag dazu erteilt.

„In der Standardkonfiguration sind Satelliten üblicherweise mit zwei Magnetfeldsensoren ausgestattet, die außerhalb des Satelliten auf einem sogenannten Boom angebracht sind“, erklärte der zuständige IWF-Mitarbeiter Aris Valavanoglou.

GK2A (im Vordergrund) und GK2B in der Integrationshalle von KARI in Daejeon, Südkorea. @ KARI

Bei GK-2A wird allerdings ein ausgeweitetes Konzept mit vier Sensoren zum Einsatz gebracht: „Die beiden zusätzlichen Sensoren mit miniaturisierter Elektronik, die vom IWF geliefert wurde, basieren auf einem Chip, der im Satelliten integriert ist, um die magnetischen Störungen durch den Satelliten On-Board zu korrigieren“, wie der Grazer Wissenschafter erklärte. Damit können die Daten noch am Satelliten bereinigt werden. Die Forscher erhoffen sich dadurch eine Steigerung der Effizienz und Genauigkeit der Magnetfeldmessung.

Das gesamte Magnetometer-Paket wurde unter der Federführung des IWF und der Firma Magson in Berlin in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Braunschweig und dem Imperial College London entwickelt und gebaut.

„Mit GK2A hebt 2018 bereits der vierte Satellit ab, an dem das IWF beteiligt ist. Eine stolze Leistung für unser Institut und die Weltraumhauptstadt Graz“, zieht der Stellvertretender IWF-Direktor Werner Magnes seine ganz persönliche Jahresbilanz.

Bemannte Raumfahrt zurück in der Spur

Währenddessen ist vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan die Mission zur Wachablösung der Internationalen Raumstation ISS erfolgreich über die Bühne gegangen. Fast zwei Monate nach der Beinahe-Katastrophe bei einem Raketenstart haben drei Raumfahrer am Montag sicher die Internationale Raumstation ISS erreicht. Das Trio dockte an Bord einer Sojus-Kapsel erfolgreich an der ISS an, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau am Abend bekannt gab.

Die US-Astronautin Anne McClain, der Kanadier David Saint-Jacques und der russische Kosmonaut Oleg Kononenko sollen nun die Besatzung der Raumstation ablösen. Laut Angaben won Roskosmos lief vom Start weg alles erfolgreich. Neun Minuten nach dem Abheben löste sich die Kapsel Sojus MS-11 planmäßig von der dritten Raketenstufe und setzte ihren autonomen Flug in Richtung der Internationalen Raumstation fort. Dort dockte sie wie geplant gegen 18.30 Uhr an.

Der Chef der US-Raumfahrtbehörde NASA, Jim Bridenstine, dankte via Twitter allen an der Mission beteiligten Mitarbeitern von NASA und Roskosmos.

Die drei Raumfahrer traten die Reise ins All früher an als geplant, um einen geordneten Übergang auf der ISS zu ermöglichen. Ursprünglich war der Start des Trios für den 20. Dezember geplant gewesen. An diesem Tag soll jedoch die derzeitige dreiköpfige Besatzung die ISS verlassen. Die Neuankömmlinge sollen sechseinhalb Monate an Bord der Raumstation bleiben.

Der deutsche Kommandant Alexander Gerst und seine Kollegen hatten eigentlich schon am 11. Oktober Verstärkung auf der ISS bekommen sollen. Doch die Sojus-Rakete mit dem US-Astronauten Nick Hague und seinem russischen Kollegen Alexej Owtschinin musste kurz nach dem Start wegen einer Antriebspanne notlanden. Die Raumfahrer blieben unverletzt und sollen zu einem späteren Zeitpunkt zur ISS reisen.

Bei einer Pressekonferenz vor dem Start am Montag hatten sich McClain, Saint-Jacques und Kononenko zuversichtlich gezeigt. „Risiko ist Teil unseres Berufs“, antwortete Kononenko auf Fragen nach ihrem Vertrauen in die Technologie. „Wir sind psychisch und technisch auf den Start und jede Situation vorbereitet, die, Gott bewahre, an Bord auftreten kann.“

Sie vertrauten allen Mitarbeitern, die den Flug vorbereitet hätten, fügte der 54-jährige Russe hinzu, der vor seiner vierten All-Mission bereits 533 Tage im Weltraum war. Die 39-jährige McClain sagte: „Wir fühlen uns bereit.“ Ihr 48-jähriger Kollege Saint-Jacques scherzte: Er habe so oft vor dem Flug trainiert, dass er „am Schluss das Gefühl hatte, ich könnte eine Sojus in meinem Hinterhof bauen“.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.