Kategorie Innovation & Technologie - 21. Juni 2018

Wie kommen wir zur Zero Emission Mobility?

Unter dem Titel #mission2030 läuft weiterhin die Gestaltung und Umsetzung der Klima- und Energiestrategie für Österreich. Das Ende des fossilen Zeitalters sowie Transformationen in Mobilität und Energiewirtschaft stehen dabei im Vordergrund, wobei Wirtschaft und Klimaschutz in keinem Widerspruch zueinander stehen. Zur Erreichung dieser Ziele stehen auch die sogenannten Leuchttürme: Zehn Maßnahmen, darunter die E-Mobilitätsoffensive, oder die 100.000 Dächer Photovoltaik.

Die Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung sieht vor, dass die Emissionen im Verkehr bis 2030 um 7,2 Millionen Tonnen CO2 gesenkt werden und unser Mobilitätssystem bis 2050 komplett aus regenerativen Quellen gespeist wird. Um diese Ziele zu erreichen, fördert der Klima- und Energiefonds Projekte im Bereich der Elektromobilität. Mit dem Programm Zero Emission Mobility unterstützt der Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) Leitprojekte und Forschungsvorhaben im Bereich Elektromobilität mit insgesamt sieben Millionen Euro.

Leuchtturmprojekte gesucht

„Als Verkehrsminister ist mir insbesondere die umwelt- und innovationsfreundliche Mobilitätswende ein Anliegen, da uns bei der Senkung der Emissionen im Sektor Verkehr besonders große Herausforderungen erwarten. Gleichzeitig freut es mich als Forschungs- und Innovationsminister besonders, dass wir in Österreich wichtige Schwerpunkte in der Mobilitäts- und Energieforschung setzen und mit Leuchtturmprojekten vorangehen“, so Bundesminister Norbert Hofer.

© BMLFUW/Alexander Haiden

Im Rahmen des Programms „Zero Emission Mobility“ werden technologie- und umsetzungsorientierte Forschungsprojekte im Themenbereich Elektromobilität gesucht, zur Integration von Komponenten, Systemen und Dienstleistungen zu einem klimaverträglichem Mobilitätssystem. Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds: „Wir suchen Vorhaben, die nicht vornehmlich Einzelaspekte bearbeiten, sondern die Systemintegration entwickelter Technologien bzw. ganze Wertschöpfungsketten im Blick haben. Mit dem Programm ‚Zero Emission Mobility’ soll die Schaffung eines leistbaren, umweltfreundlichen und effizienten Mobilitätssystems vorangetrieben werden.“

Chance für die Wirtschaft

Um die Ziele der österreichischen Klima- und Energiestrategie zu erreichen und gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken, wird neben der Entwicklung neuer Technologien auch eine Studie unterstützt, die Wertschöpfungspotenziale und den Bedarf an Ausbildungen in der österreichischen Fahrzeugindustrie beleuchten. „Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum müssen kein Widerspruch sein. In unserer Klima- und Energiestrategie zeigen die künftigen Entwicklungen vor allem im Bereich der emissionsfreien Mobilität deutlich, dass die Erforschung der Fahrzeuge der Zukunft auch den heimischen Unternehmen einen Aufschwung geben werden – bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt“, so Bundesminister Norbert Hofer.

Förderprogramm

Der Fokus der Ausschreibung „Zero Emission Mobility“ liegt auf der Weiterentwicklung und Demonstration von marktnahen Lösungen. Im Rahmen des Programms wird eine technologieneutrale Strategie verfolgt. Die Zielgruppe sind Unternehmen aus dem Automobil- und Verkehrssektor, Energiebereitsteller, Forschungseinrichtungen und öffentliche Infrastrukturbetreiber. Das Fördervolumen beträgt 7 Millionen Euro.

Die Einreichung von Projektanträgen ist ausschließlich via eCall möglich und hat vollständig und rechtzeitig bis zum Ende der Einreichfrist am 21.01.2019, 12:00 Uhr zu erfolgen.

Erneuerbare Energien – Fazit 2017

Nicht außer Acht lassen möchten wir die Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energie: Wie haben sich Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft im Jahr 2017 entwickelt? Steigerungen konnten im Bereich der Biomasse Brennstoffe (+7,7 Prozent), bei den Biomassekesseln (+7,0 Prozent) bei der Photovoltaik (+11,0 Prozent) und bei den Wärmepumpen (+9,1 Prozent) verbucht werden, während es bei den Biomasseöfen (-1,9 Prozent), der Solarthermie (-9,1 Prozent) und der Windkraft (-13,9 Prozent – bei kontinuierlichem Leistungszuwachs) im Vergleich zu 2016 zu Rückgängen bei den neu installierten Anlagen kam. Durch den Betrieb der genannten Technologien konnten in Österreich im Jahr 2017 netto 66,6 TWh erneuerbare Energie bereitgestellt und 13,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. 4,9 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die Branchen und stellten 32.600 Arbeitsplätze zur Verfügung. Das geht aus der Marktstudie der TU Wien im Auftrag des Technologieministeriums (BMVIT) über innovative Energietechnologien 2017 hervor.

„Erneuerbare Energietechnologien sind eine verlässliche Säule für eine nachhaltige Energieversorgung und tragen wesentlich zum Erreichen der Energie- und Klimazielen in Österreich bei. Das BMVIT spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Erprobung neuer Technologien und Lösungen in diesem Bereich,“ so Andreas Reichhardt, Generalsekretär im BMVIT.

Um die Marktentwicklung zu beschleunigen sind Forschung, Technologieentwicklung und Innovation essentiell. Das BMVIT investiert jährlich rund 100 Millionen Euro in die Energieforschung, rund ein Drittel davon in den Bereich Erneuerbare Energien.

Solare Sprünge – Starke Windkraft

Unter der Annahme, dass es zu einer massiven Elektrifizierung des Energiesystems und Umstellung des Mobilitätssystems als auch aller wesentlichen Industrieprozesse auf Basis erneuerbarer Energien kommt, könnte die Photovoltaik in Österreich eine Schlüsselfunktion einnehmen. Bis 2030 soll mit ihr etwa 15 Prozent und bis 2050 etwa 27 Prozent des Strombedarfes abgedeckt werden. Die Flächenpotentiale für derartige Größenordnungen sind alleine auf heute schon  bestehenden Dächern und Fassaden verfügbar, selbst bei Annahme von Wirkungsgraden der Technologie nach heutigem Stand und decken sich auch mit dem globalen Szenario für den Stromanteil aus Solarenergie, den die IEA bis 2050 weltweit prognostiziert hat. Zum Vergleich: Bisher werden zwei Prozent des österreichischen Stromverbrauchs durch Photovoltaik-Anlagen gedeckt.

2017 wurden neben 19.000 Heizungswärmepumpen knapp 6.000 Brauchwasserwärmepumpen abgesetzt. Damit ist jedes vierte in Österreich verkaufte Heizungssystem bereits eine Wärmepumpe. „Zur Erreichung unserer Klima- und Energieziele ist es jedoch noch ein langer Weg. Die Entwicklung und der Marktausbau mit Wärmepumpen muss drastisch beschleunigt werden, denn über 2.000.000 Haushalte in Österreich heizen derzeit noch mit Öl oder Gas.“ so Richard Freimüller, Verbandspräsident Wärmepumpe Austria. Positiv ist der Ausbau von Ökostrom durch Photovoltaik und Windkraft, denn Wärmepumpen, die mit Ökostrom betrieben werden, sind zu 100 prozent CO2 -frei.

Entwicklung der Windkraft in Österreich seit 2000, © IG Windkraft

Letztes Jahr erzeugten 1.260 Windräder mit einer Leistung von 2.844 Megawatt insgesamt sieben Milliarden Kilowattstunden Windstrom, soviel wie elf Prozent des österreichischen Stromverbrauches. Eine Prognose für 2018 beziffert die Leistung auf 3.019 Megawatt. Die Windkraftleistung verdoppelte sich damit in nur vier Jahren, die auf die 2012 in Kraft getretene Ökostromgesetz-Novelle zurückzuführen ist und auch hierzulande einen zweite Ausbauphase der Windkraft und einen kontinuierlichem Leistungszuwachs möglich machte [siehe Grafik oben]. Mit den Klima-und Energiezielen, bis 2030 eine Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien zu erreichen, hofft die Branche auf weiteren Aufwärtstrend, um bis 2030 die Stromerzeugung auf 22,5 Milliarden Kilowattstunden zu verdreifachen.

Zur Erreichung der nationalen Energie- und Klimaziele 2030 und 2050 ist eine neue Dynamik der Entwicklungen erforderlich, wofür alle erneuerbaren Energietechnologien einen markanten Beitrag leisten müssen. „Das Marktgeschehen für Erneuerbare Energietechnologien wird wesentlich vom Ölpreis, der Witterung und der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflusst. Wettbewerbe zwischen Photovoltaik und Solarthermie und auch seit kürzerem zwischen Biomasseheizsystemen und Wärmepumpen sind zu beobachten. Dies liegt an unterschiedlichen ökonomischen Lernkurven der Technologien, unterschiedlichen Förderungen und an äußeren Faktoren wie an der Ölpreisentwicklung“ erläutert Studienautor und Projektleiter Peter Biermayr von der TU Wien.

Ausschreibung des Klimafonds

Auch hier geht der Klima- und Energiefonds als Vorbild und wichtiger Fördergeber voran. Aktuell sind bereits 772 österreichische Gemeinden Teil einer der 91 Klima- und Energie-Modellregionen (KEM). Im Rahmen des 2009 gestarteten Programms wurden bis heute 4.100 Klimaschutzprojekte in den Regionen umgesetzt. Die neue Ausschreibung des Klima- und Energiefonds ist mit 10,8 Millionen Euro dotiert und setzt erstmals auch einen Schwerpunkt auf Pilotprojekte für thermische Speicher.

Die Klima- und Energie-Modellregionen arbeiten an der regionalen Energie- und Mobilitätswende. Sie nutzen regionale und erneuerbare Energiequellen und setzen Energieeffizienzmaßnahmen und nachhaltige Mobilitätskonzepte um. Neu ist, dass Pilotprojekte zu thermischen Speicherlösungen gefördert werden. Geschäftsführer Ingmar Höbarth: „Es hat sich bewährt, innovative Lösungen für die Energiewende aus Modellregionen heraus zu entwickeln, um so einen effizienten und raschen roll-out zu erzielen. Der Einsatz von Speichertechnologien ist für die Energiezukunft zentral. Mit dem neuen Schwerpunkt unterstützen wir nun die Pionierarbeit der Modellregionen in diesem Bereich.“ Weiterhin werden unter anderem Ladestellen, Mustersanierungen und Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Dächern gefördert.

Mehr Infos zur Projekt-Ausschreibung und alle Fristen.

10 Jahre Klimafonds im Überblick

Energieforschungserhebung Sonderauswertung: Klima- und Energiefonds 2007 bis 2016

Ausbau erneuerbarer Energien durch den Klima -und Energiefonds 2007-2017

INFObox: Der Wandel im Verkehrssektor ist bereits im vollem Gange. Klimaschutz, Digitalisierung und Automatisierung sind die grundlegenden Faktoren, die unsere Mobilität erheblich beeinflussen werden. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) zeigt mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) Wege, wie diese Transformation als eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich und leistbar umgesetzt werden kann, um ein sauberes, sicheres, und wettbewerbsfähiges Mobilitätssystem für Österreich zu entwickeln.